ist der Name einer der zauberhaftesten Orte unseres gesamten Aufenthaltes.
So waren wir – nachdem wir schon davon gehört und immer wieder mal angedeutet hatten, dass wir uns diesen Ort gerne ansehen würden – absolut freudig überrascht, als uns unser Mentor Selvadevan eröffnete, dass wir Pongal – die tamilische Version vom Erntedankfest – mit ihm in seiner Heimat Ooty verbringen würden. Als sich das Taxi dann allerdings am späten Morgen des 13. Januar die steilen Passstraßen hinaufquälte, an deren Rand Affen in den Bäumen tobten und sich uns immer wieder eine atemberaubende Sicht ins Tal eröffnete wurde uns klar, dass wir geradewegs auf ein ganz besonderes Wochenende zusteuerten und unsere Vorfreude stieg ins Unermessliche. (Manchmal wurde sie unterbrochen von kleinen Schwindelanfällen – wegen dem Höhenunterschied – und Schweißausbrüchen – wegen den Bussen die in engen Kurven auf unserer Spur entgegenkamen –aber alles in allem war es eine entspannte Reise und wir genossen sie sehr, auch wenn wir an vielen Plätzen, die an uns vorbeirauschten am liebsten ausgestiegen wären.)
Nachdem wir allerdings Gewächshäuser voller fleißiger Lieschen und europäischer Zimmerpflanzen („Geranien... das sind Geranien!! :-P“) bewunderten und auf dem ehrwürdigen english-like säuberlich gepflegten Rasen die altbekannten ‚Nicht Betreten’ Schilder sahen, ging uns auf, dass man in einem botanischen Garten in Indien eben die Pflanzen besichtigt, die wir zu Hause in unserem Wohnzimmer stehen haben. Trotzdem freuten wir uns sehr über die ‚echte Blautanne’ und die Hortensien (die etwas mickrig waren – das kriegen unsere Mütter zu Hause besser hin ;-)) und als wir uns endlich mal auf dem Picknickrasen ausstreckten, die Schuhe auszogen und das Gras unter unseren Fußsohlen fühlten, einfach nur dalagen, tief durchatmeten und den Himmel betrachteten war in uns eine kindliche Begeisterung und Ruhe, die uns auf eine Art an etwas erinnerte, was wir ‚unser Zuhause’ nennen.
[Eine Partie Wurfball begann, teils waren die Kontrahenten ungeschickt, teils ungeübt, teils ungerecht ;-) (ohjaa – das kann ich bezeugen!) und Selvas niedlicher Sohn sorgte für einige Lacher, die der kleine Knirps mit dem verschmitzten Grinsen und den großen neugierigen Augen zu unserer Freude auch noch die nächsten Tage auf unser Gesicht zauberte (meistens).]
Bald darauf verließen wir umringt von anderen Besuchergruppen, die es sich nicht nehmen ließen die exotischen Kulissen zu knipsen (merkwürdiger Weise waren die interessantesten immer die, bei denen wir zwangsweise mit auf dem Bild waren...) den Botanischen Garten schon wieder und machten uns auf den Weg zu einem kleinen See mit Bootfahrmöglichkeiten. Für die Kinder – und die Inder – war es eine kleine Attraktion und für uns wiederum ein sehr wilkommenes Stück Zuhause, als wir die bunten Tretboote vertraut am Anlegesteg schaukeln sahen. Zu zweit traten wir, ließen uns treiben und es hätte Deutschland sein können - wäre da nicht die gewohnt knallbunte indische Kulisse gewesen.
Bald erreichten wir die laute, verschmutzte und absolut charmante Kleinstadt, checkten in unser Hotel ein und liessen bei einem gemütlichen Fernsehabend die gewohnte Hektik endlich mal wieder aussen vor.
Der nächste Tag begann mit wahrhaft atemberaubenden Sightseeing: In einer kleinen Riksha – die sich hustend die Berge hinaufquälte – gelangten wir zu einer Felszunge, die aus den Nilgiri-Hills herausragte (genannt „Frog-Hill“). Dort wanderten wir für eine kurze Weile durch Gräser und Büsche und fanden uns schließlich auf einer Felsplatte wieder, deren Ausblick wir absolut nicht erwartet hatten:
Undurchdringbarer Dschungel, dunkelgrün gefärbte Hügel, nahezu unberührte Natur und die Ebene, die sich so endlos vor uns erstreckte – hin und wieder entdeckten wir sogar ein Adlerpaar, das majestätisch über seinem Reich schwebte.
Es war eine unvorstellbare Weite, die wir kaum erfassen konnten. So saßen wir ruhig, gebannt von der Vielfalt der Gefühle und Gedanken aber doch gleichzeitig tief entspannt in dieser neuen Welt und ließen für einige Momente unsere Seele baumeln.
...
Teeplantagen! Die unglaublich satten Grüntöne erstreckten sich über sanfte Hügel und ergänzten sich mit dem strahlend blauen Himmel zu einer einmaligen Farbkomposition. Andächtig wanderten wir hindurch – für Selvas Geschmack wohl etwas zu langsam, denn der wurde immer ungeduldiger – und es war einer dieser Momente in denen uns wieder bewusst wurde, dass wir viel zu selbstverständlich in Indien leben, einem Land, das dem unseren doch so undendlich fremd ist und welchem man (aus Respekt, oder auch einfach nur um die Chance zu haben, dieses unglaubliche Land wenigestens ein stückweit zu erfassen) jeden Tag mit offenen, wachen Augen begegnen sollte.
Wir genossen diesen Tag sehr und sind uns einig, dass dies einer der schönsten Plätze ist den wir jemals sehen durften.
Unseren zweiten Abend im Hotel feierten wir ein weiteres Mal mit der kostbaren - weil seltenen - westlichen Leichtkostunterhaltung und wünschten uns eindringlich einen schnellen und möglichst erholsamen Schlaf, denn am nächsten Tag würden wir Pongal feiern:
Pongal ist eines der wichtigsten Feste der Hinduisten – wird in den einzelnen Staaten jedoch variiert. Im Grunde genommen geht es aber ähnlich wie bei unserem Erntedankfest darum, für die Ernte des letzten Jahres zu danken (ja...haha...so simpel ist das).
Die Sache ist, dass in Indien eben doch nochmal anders gefeiert wird als bei uns, daher bekamen wir die Vorläufer des Festes bereits im Dezember zu spüren – Der ca 200m vom Abhaya entfernte Tempel begann seine Freudenmusik zu spielen (in einer Lautstärke, welche in unserem Zimmer noch ungefähr die eines vollaufgedrehten Radios erreichte), die uns die Zeit von 4 Uhr bis 6 Uhr morgens versüßte – (Ironie!). Gegen Mitte Januar hin wurde es immer lauter und wir wünschten uns einfach nur dieses Fest herbei, damit die mittlerweile für uns nicht mehr ganz so freudige Musik bald wieder aufhören möge. Am 15 Januar war es soweit - und wie das bei indischen Festen so ist: Pongal wurde früh gefeiert – seehr früh.
Erschwerend hinzu kam dann noch das in Ooty herrschende europäisch sommerliche Klima, dass uns das Aufstehen nahezu unmöglich machte (nachts/morgens war es um die 12 Grad kalt – vielleicht sogar noch weniger!!) und wir mussten ernsthaft überlegen, ob wir nicht die warme Wollbettdecke mit in die Riksha nehmen sollten – für eine fünfminütige Fahrt.
- Hätten wir es doch getan:
Zuerst machte der Fahrer einen Umweg zu seinem Haus – was in der tiefsten Pampa, irgendwo im Nirgendwo, aber angeblich in jeden Fall auf dem Weg lag – und fuhr danach mindestens eine halbe Stunde lang durch die Nacht. Für alle, die es nicht wissen: eine Riksha ist nicht geschlossen und so bekommen die, die hinten sitzen den ganzen Fahrtwind ab. Bei 35 Grad Aussentemperatur ist das angenehm, aber an diesem Morgen froren wir uns die Zehen ab. Wir zitterten und bibberten eine ewige halbe Stunde lang und konnten uns einfach nicht erklären (vielleicht aus Kälteträgheit?), warum das jetzt so lange dauerte, bis uns ein Straßenschild unter die Augen kam – Puliyamparai, das Dorf in dem Selva wohnte.
Na super. Natürlich hatte der Fahrer trotz aller Erklärungsversuche von Seiten Selvas gedacht, er solle uns zu Selva fahren, anstelle uns einfach nur die Straße runter zum Haus seiner Verwandten zu bringen. Aber: Wir lassen uns die Stimmung doch nicht vermiesen... und erst recht nicht, wenn es halb sechs Uhr morgens und eisekalt ist ;-)
Mit einer guten Portion Wissen über die hiesige Kultur brachen wir nachmittags auf, da ein weiteres Erlebnis auf uns wartete:
Auf einem Elefantenrücken nach Tigern im Mudumalai National Park Ausschau zu halten.
Letztendlich dauerte der Ritt statt eineinhalb Stunden nur eine halbe Stunde und wir konnten uns nur vorstellen, dass in dem dichten Unterholz vor unseren Füßen die Tiger herumschlichen (Gesehen haben wir: 2 Spatzen, 1 Eichhörnchen – spektakulär). Trotzdem war es auf jeden Fall ein Erlebnis für uns, auf dem Elefantenrücken durch das Zuhause Sheer Khans zu reiten. Zudem konnten wir danach noch einer Elefantenparade beiwohnen (genauso wie in ‚Dschungelbuch’!! Und ja, wir haben auch gesungen.. toröö :-)) und sichteten wilde Elefanten, sodass der Tag doch einige absolute Highlights hatte.
Wir haben an diesen Tagen viel Schönes und Atemberaubendes gesehen und empfehlen jedem, der in Südindien herumspaziert, mal einen Abstecher nach Ooty zu machen. Den Daheimgebliebenen raten wir, die Bilder zu betrachten – sie sagen mehr aus, als es dieser Eintrag je können wird.
Selva,
Thank you so much for these four days which were really amazing. We enjoyed it to stay at Gudalur and to spend the time with your wonderful family.
Thank you for all the great sights and opportunities to learn about Indian culture&custom.
During this exposure we gained experiences we will never forget.
Thank you!
Nun versuchen wir nach dieser kleinen Atempause noch, die letzten grossen Projekte vor unserer Reise zu beenden, die Mitte Februar beginnt.
Wünscht uns viel Erfolg :-)
Viele liebe Grüße nach Deutschland (und in zehn Wochen habt ihr uns wieder :-))
Hey ihr Zwei,
AntwortenLöschentoller Bericht, der gerade super zu meiner Aufbruchstimmung nach Indien passt und das Reisefieber unter dem Prüfungsstress hervorgeholt hat!
Echt toll geschrieben!
Liebe grüße
Corinna
So einen schönen Ausflug habt ihr aber wirklich verdient! Ihr ward so fleißig! Sicher haben euch die Kinder vermisst. Vor allem die Gute-Nacht-Geschichten.
AntwortenLöschenWas immer nun kommt, in Gedanken sind wir bei euch in Coimbatore!