Samstag, 9. April 2011

The last thing...

After seven and a half months of being in India, after having our last ride on a bus, our last favourite South Indian dish (Roast!), after saying the last 'good night' to the girls we are sitting in our room, our home which is clean and empty by now and feel that there are some words left to say...

Dear reader,
we experienced many things, we had good and bad times and tried to share it with you as good as possible...
We hope you enjoyed reading our texts and looking at all the pictures.
We hope we could show you at least a part of that completely different world we were living in.
Thank you for beings with us, for showing interest and writing comments..
See you soon!

Dear Renate (and KKS team),
through you we got the chance to come to India and experience all these incredible things, the culture, the lifestyle, the country...
We learned so much about and for life, we grew older and will come back full of thoughts and ideas that we can share with all the people we know.
Thank you for choosing us and giving us this special opportunity.
We hope we get the chance to give you back at least a bit of what you've done for us!

Dear Malathi (and KKID team),
you supported us in so many ways, taught us the first important things about living in India and gave us such a good start for our voluntary service.
Thank you for giving us the feeling that there's always someone to call, to speak to, someone who cares.
All the best for your mentorship with the next batches of German volunteers!

Dear Selva,
you coordinated our volunteership in a good way and the Ooty trip was amazing.
Thank you for supporting us with our tasks.
Take care!

Dear Shankar and Seetha,
it was a pleasure for us to work in your organization for seven months.
We hope we could support you in the same way you supported us.
We always had the feeling we could come and talk to you openly and we'll always remember this time.
Thank you for showing us so many places, cultural things and the Indian family life.


Dear Lakshmi Amma,
thank you for each and every dosa you prepared for us, thanks for all the tea and your unique character!
You played a big part in making the Abhaya feel like a home for us.
We will miss you!

Dear Viji,
our 'Aka', you were always there for us, always good for a joke, a laughter and special talks in the kitchen. The 29th child of the Abhaya which hopefully will stay for a long time - you make the children happy.
Thanks for making us laugh... even in sad times!
We were glad to have you.

Dear wonderful, amazing, beautiful, charming, cheerful girls of the Abhaya,
after seven months of being with you we feel like having 28 new sisters.
You are our Indian family and we will NEVER forget you!
Thank you for being the best thing that happened to us, you made us happy.
Whenever there is a chance to come we will be there!


Good bye India - see you soon!
Charly and Katja

Sonntag, 27. März 2011

Einmal quer durch INDIEN

...Und da sind wir wieder. Ein bisschen müde. Ziemlich erschöpft und völlig zerzaust. Zwei Tage Zug haben wir hinter uns gebracht um von quasi ganz oben quer über den Subkontinent zu fahren – nun sitzen wir wieder im Abhaya, zwei Wochen sind es noch, dann geht unser Flieger zurück in die Heimat.

Bevor wir die letzten Dinge besorgen, uns verabschieden und die Rückreise antreten, wollen wir unsere Indienreise noch einmal Revue passieren lassen und ein bisschen erzählen:

Begonnen hat alles wo es jetzt endet – hier im Abhaya, wiedermal mit einem Taxi, dass aber ausnahmsweise pünktlich war.
Diesmal waren wir diejenigen, die noch Zeit brauchten, standen da und mussten feststellen, dass auch ein Abschied für einen Monat schon ziemlich ordentlich schmerzt.
Während die Kinder alles gefasst hinnahmen, verließen wir schließlich unter Tränen unser Zuhause des letzten halben Jahres und fuhren zu dritt – Katjas Freund Marko begleitete uns die erste Woche - zum Bahnhof um unseren Nachtzug zu erwischen.
Nachdem der Zug ein wenig auf sich warten ließ, waren unsere Betten dann aber schnell gefunden und wir machten es uns auf den blauen Liegen der „Sleeper Class“ gemütlich.

(Ein paar Worte zur Sleeper Class: Eine der billigsten Möglichkeiten in Indien zu reisen, ist, sich über Nacht eine Liege in einem dieser Klasse zu reservieren. Man liegt gemeinsam mit ca. achtzig anderen Mitreisenden in einem „Compartment“, das in offene Kabinen mit jeweils acht Betten unterteilt ist – oft ist es relativ laut, man weiß nie wer neben, über oder unter einem schläft und wir haben gehört, dass während dieser Nächte viel gestohlen wird... uns ist das Gott sei Dank nie passiert. Immer wieder riecht es zwischendurch nach den Toiletten, die man eher vermeiden sollte und es ist abwechselnd ziemlich heiß und ziemlich kalt. Trotzdem haben wir uns während dieses Monats nie wirklich unwohl gefühlt, die Liegen sind bequem und es ist eine doch relativ komfortable Art zu reisen!)

Bangalore.
...ist bekannt als Indiens modernste IT Stadt, von überall kommen die Menschen um hier zu arbeiten, man findet vor allem internationale Firmen. Für uns war die Stadt vor allem heiß. Heiß und staubig – Also entschlossen wir uns, nichts besonderes anzuschauen sondern den Tag in Einkauszentren zu verbummeln.Highlight war wohl das kleine 4D Kino, bei dem man !absichtlich! aus den Sitzen geworfen wird.


Hampi.
...die erste Weltkulturerbe-Stätte auf unserer Reise. Eine wundervolle Ruinenstadt, die sich malerisch über eine riesige Fläche um einen Fluss erstreckt. Noch magischer wird dieser Ort durch die riesigen, geschliffenen Felsbrocken, die überall in der Gegend rumliegen. Hier verbrachten wir drei Tage in denen wir gemütlich von einer Terrasse auf Reisfelder schauend unser Frühstück zu uns nahmen, dann weiterhin gemütlich zum Boot spazierten um uns immer wieder neue Tempelruinen anzusehen – natürlich weiterhin sehr gemütlich.


Mumbai.
... Indiens zweitgrößte Stadt, bei der man wie in keiner anderen die Britischen Einflüsse der vergangenen Jahrhunderte sehen kann. In der Innenstadt findet man fast nur saubere Straßen, ordentliche englische Gebäude und sowieso sieht irgendwie alles eher Europäisch aus. Unsere vier Tage waren sehr abwechslungsreich, wir verbrachten sie mit der Besichtigung einer Höhleninsel, des High Courts (nur als Besucher, keine Angst ;-)), des Gandhi-Hauses, des Strandes (mehrmals), einer Moschee, des teuersten Hotels, wir sahen das Gateway of India, die größte Wäscherei Indiens (wo mit den Händen gewaschen wird), einen Wald in dem sich Türme mit einer gruseligen Geschichte verbargen, wir trafen merkwürdige Gestalten, niedliche Kinder, gastreundliche Sikhs und einen tollen Taxifahrer.
Bei unserer Abreise hatten wir das Gefühl die Stadt ausreichend gesehen zu haben.


Jaipur.
... liegt in der Wüste und ist viel kälter als wir erwartet hatten. Eins der ersten Dinge die wir sahen, war ein Wagen, der nicht von einer Kuh, sondern von einem Kamel gezogen wurde – exotisch! Insgesamt waren die Straßen zu voll und die Menschen, so hatten wir das Gefühl, nicht in der Lage ihre Gefährte ordentlich zu fahren. Jedenfalls fuhren sie mehrmals gegen uns. Jaipur ist zu größten Teilen rosa (die Idee eines Indischen Gastgebers zu Ehren eines Britischen Gastes) und voller Dinge, die uns nicht wirklich beeindruckten. Versöhnen konnte uns am Ende des zweiten Tages ein Rikshafahrer, der uns die Stadt von einer anderen Seite zeigte und uns zu Elefanten brachte, die wir herzhaft knuddeln durften 


Bikaner.
... auf die Kamele, fertig, los! Drei Tage Kamelsafari in einer lebendigen Wüste, die sehr wohl in der Lage ist, Pflanzen hervorzubringen. Lustigerweise erlebten wir hier die bis dahin kältesten Tage unseres gesamten Indienaufenthaltes, brauchten auch tagsüber sogar Wolldecken um nicht zu frieren. Unsere Kamelführer waren lustige Gesellen und so spielten wir bei einem Stopp das beste „Heckmeck“ aller Zeiten – wir hatten einen Heidenspaß und nach drei Tagen immer noch keine wunden Pos!
(Bikaner ist übrigens viel toller als Jaipur, eine wunderbar indische Stadt mit großartiger Mogularchitektur!)


Delhi.
...hat es verdient Indiens Hauptstadt genannt zu werden. Delhi ist eine bezaubernde Mischung aus modernem Leben, alter Geschichte und purem Indischen „Spirit“, alles verbunden durch ein U-Bahn Netz, das billig ist und einen fast überall hinbringen kann. Diese vier Tage waren wieder sehr ereignisreich, wir schlenderten durch Grünanlagen und enge Marktgässchen, kauften eine Menge im Travellerviertel, trafen überall offene und nette Menschen und sahen unglaublich viele interessante Dinge, wie die beiden Forts, ein Grabmal dem das Taj Mahal nachempfunden ist, Indiens größte Moschee und ein Vogelkrankenhaus.
Eine Stadt deren Besuch nicht ausgelassen werden sollte.


Nainital.
... ist eine Hill-Station am Rande des Himalaya und fühlt sich fast an wie Zuhause.
Die kleine verschlafene Stadt liegt rund um einen Vulkansee auf ca 2000m Höhe. Es ist (zumindest im Februar) ziemlich frisch und die Pflanzenwelt erinnert doch sehr stark an einen deutschen Wald. Fährt man ein Stück mit der Seilbahn auf den Kamm einer der Berge hat man von dort einen atemberaubenden Blick auf den Himalaya – ein Bild was man so schnell nicht wieder vergisst. Die riesigen Berge scheinen über dem Horizont zu schweben, majestätisch in weiß gehüllt und von unvergänglicher Schönheit.
Es war unglaublich.


Agra.
... war eher eine unserer ruhigeren Stationen, bei der wir uns auf die „Hauptattraktionen“ konzentrierten, das Fort, und natürlich das Taj Mahal. Dieses Gebäude, gebaut aus Liebe, scheint auch genau das wiederzugeben – Liebe. Das reine weiß, die weichen Formen, die filigranen Einlegearbeiten aus bunten Steinen, die architektonische Perfektion... ein magischer Moment, festgehalten auf ewig. Wir verbrachten Stunden damit auf der Dachterrasse unseres Hotels zu sitzen und den wundervollen Blick zu genießen, ein paar Lassis oder Cokes zu schlürfen, zu lesen, uns zu unterhalten... und wir trafen Fabi und Janik, unsere Mitvolunteers, was natürlich auch eine sehr schöne Überraschung war ;-)


Varanasi.
... die Vorletzte Station der Reise und ein absolutes Highlight. Der Ganges, Indiens heiliger Fluss, der Tag und Nacht von Pilgern bevölkert ist, die darin baden, das Wasser trinken und ihre Poojas (Gebete) zelebrieren. Die Ghats, an denen die Verbrennungen stattfinden – ein Mann der Familie die die Einäscherungen begleiten nahm sich unserer an und erklärte uns genaustens den Ablauf und verschiedene Rituale, die wir auch direkt zu sehen bekamen... es war großartig. Varanasi empfanden wir als wunderbare Abwechslung zu all den touristischen Orten, da diese Stadt ihre Spiritualität trotz der vielen Traveller nicht zu verlieren scheint. Zusätzlich aßen wir großartige Pizza – für die wir uns sogar beim Kellner bedankten :-P


Puri.
... eine Stadt an der Ostküste, einstmals das Paradies der Hippies, nun eine gemütliche Stadt ohne besondere Sehenswürdigkeiten – aber mit hohem Entspannungsfaktor ;-)
Wir faulenzten am Strand, aßen internationale Küche, ließen uns in voller Montur von den kräftigen Wellen hin- und herwirbeln und fuhren etwas auswärts zu einem Sonnentempel der uns durch seine fein gearbeiteten Außenwände und spektakulären Kamasutrareliefs beeindruckte...


dann trafen wir Swarup und seinen Freund Doodle (durch Marko bekannt) um mit ihnen die Gegend zu erkunden und zum Abschluss unser lang ersehntes Highlight der Reise zu feiern:

Holi – das Farbenfest.
Eines morgens ging es los – bewaffnet mit einer Art Wasserpistole (persönlich getauft als „Fuschfusch“) und mehreren Plastiktüten voller Farbpulver fuhren wir mit den Motorädern durch die Straßen, begrüßten jeden der es hören wollte (oder auch nicht) mit einem lauten „HAPPY HOLI!“, schmierten Farbe in fremde Gesichter und wurden unsererseits auch nicht verschont! Am Ende des Vormittags waren so ziemlich alle bunt, alle lachten und alle kamen sie zum Meer.
Wir badeten um die Farbe wieder aus den Haaren, vom Gesicht und den Klamotten zu bekommen – und mussten feststellen, dass es leider nicht funktioniert...
Auch nach dem Duschen nicht.
Einige Inder hatten angefangen mit sogenannter „chemical color“ auf andere (auch uns) loszugehen und so endeten wir in rosa und blau.
Trotz des Fakts, dass wir uns dann Abends mit gefärbten Haaren und Gesichtern in den Zug Richtung Süden setzen mussten, war das Fest ein voller Erfolg und ein großartiger Abschluss!


Tja.. und nun sind wir wieder da. Unsere Gesichter haben ihre normale Farbe wieder und auch die Farbe in den Haaren verblasst. Die Reise, die wir so lange geplant haben, auf die wir uns so gefreut haben liegt hinter uns und wir sind bis oben hin angefüllt mit neuen Eindrücken und Erlebnissen. Es hat nicht immer alles funktioniert, wie wir das wollten, aber im Endeffekt haben wir die Situationen doch gemeistert...
Wir waren nicht immer nur gesund, konnten aber dennoch größtenteils alles genießen...
Man könnte sagen...
Ein guter Monat.
Eine gute Reise.
Eine gute Zeit.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Ab durch die Mitte!

So. Unsere 80-seitige case study ist abgeschlossen (und alles andere auch).
Wir nehmen uns jetzt erstmal URLAUB und in den nächsten fünf Wochen könnten wir uns dort über den Weg laufen:



Wir freuen uns riesig darauf, auf die vielen schönen Plätze die wir sehen werden, auf die Herausforderung, die Camel-Safari, die vollen Züge - und INDIEN.

...und wir sind dann mal weg=)

Mittwoch, 2. Februar 2011

Ooty calling!

Ooty. Das Wort sieht erstmal aus wie ein Scherz, klingt lustig und absolut fremd und...

ist der Name einer der zauberhaftesten Orte unseres gesamten Aufenthaltes.
So waren wir – nachdem wir schon davon gehört und immer wieder mal angedeutet hatten, dass wir uns diesen Ort gerne ansehen würden – absolut freudig überrascht, als uns unser Mentor Selvadevan eröffnete, dass wir Pongal – die tamilische Version vom Erntedankfest – mit ihm in seiner Heimat Ooty verbringen würden. Als sich das Taxi dann allerdings am späten Morgen des 13. Januar die steilen Passstraßen hinaufquälte, an deren Rand Affen in den Bäumen tobten und sich uns immer wieder eine atemberaubende Sicht ins Tal eröffnete wurde uns klar, dass wir geradewegs auf ein ganz besonderes Wochenende zusteuerten und unsere Vorfreude stieg ins Unermessliche. (Manchmal wurde sie unterbrochen von kleinen Schwindelanfällen – wegen dem Höhenunterschied – und Schweißausbrüchen – wegen den Bussen die in engen Kurven auf unserer Spur entgegenkamen –aber alles in allem war es eine entspannte Reise und wir genossen sie sehr, auch wenn wir an vielen Plätzen, die an uns vorbeirauschten am liebsten ausgestiegen wären.)Nach vier, fünf Stunden Fahrt und etlichen Höhenmetern, die wir zurückgelegt hatten kamen wir in Ooty an. (Also in der Stadt Ooty, die eine der acht ‚Thaluks’ ist, aus denen der Ooty District besteht – was ein Thaluk ist wissen wir auch nicht so genau, der Erfahrung nach würden wir aber sagen, es ist eine größere Stadt plus dazugehöriges Umland – oder so ;-)). Da unser Ausflug vor allem Sightseeing war, machten wir als erstes Halt beim Botanischen Garten, wo wir uns zu Beginn nicht wirklich sicher waren, was uns erwartete – möglicherweise violette Palmen... oder gepunktete?!
Nachdem wir allerdings Gewächshäuser voller fleißiger Lieschen und europäischer Zimmerpflanzen („Geranien... das sind Geranien!! :-P“) bewunderten und auf dem ehrwürdigen english-like säuberlich gepflegten Rasen die altbekannten ‚Nicht Betreten’ Schilder sahen, ging uns auf, dass man in einem botanischen Garten in Indien eben die Pflanzen besichtigt, die wir zu Hause in unserem Wohnzimmer stehen haben. Trotzdem freuten wir uns sehr über die ‚echte Blautanne’ und die Hortensien (die etwas mickrig waren – das kriegen unsere Mütter zu Hause besser hin ;-)) und als wir uns endlich mal auf dem Picknickrasen ausstreckten, die Schuhe auszogen und das Gras unter unseren Fußsohlen fühlten, einfach nur dalagen, tief durchatmeten und den Himmel betrachteten war in uns eine kindliche Begeisterung und Ruhe, die uns auf eine Art an etwas erinnerte, was wir ‚unser Zuhause’ nennen.
[Eine Partie Wurfball begann, teils waren die Kontrahenten ungeschickt, teils ungeübt, teils ungerecht ;-) (ohjaa – das kann ich bezeugen!) und Selvas niedlicher Sohn sorgte für einige Lacher, die der kleine Knirps mit dem verschmitzten Grinsen und den großen neugierigen Augen zu unserer Freude auch noch die nächsten Tage auf unser Gesicht zauberte (meistens).]
Bald darauf verließen wir umringt von anderen Besuchergruppen, die es sich nicht nehmen ließen die exotischen Kulissen zu knipsen (merkwürdiger Weise waren die interessantesten immer die, bei denen wir zwangsweise mit auf dem Bild waren...) den Botanischen Garten schon wieder und machten uns auf den Weg zu einem kleinen See mit Bootfahrmöglichkeiten. Für die Kinder – und die Inder – war es eine kleine Attraktion und für uns wiederum ein sehr wilkommenes Stück Zuhause, als wir die bunten Tretboote vertraut am Anlegesteg schaukeln sahen. Zu zweit traten wir, ließen uns treiben und es hätte Deutschland sein können - wäre da nicht die gewohnt knallbunte indische Kulisse gewesen. Unserem Gefühl nach viel zu schnell (hach, so ein paar Stündchen die Füße ins Wasser baumeln lassen, das wär mal wieder was :-)) wechselten wir zum nächsten Event – einem kleinen Minizug, der ungefährt 100m hin – und dann rückwärts wieder zurück fuhr, aber ‚sündhaft teuer’ war (für die Kinder war es ein Spaß und wir waren absolut belustigt :-D). Bald war jedoch der Zeitpunkt zum Aufbruch nach Gudalur gekommen, wobei wir uns vorher noch mit der berühmenten hausgemachten Ooty - Schokolade eindecken mussten (MUSSTEN – beide zusammen etwa 1 kg!!). Einen weiteren Bergpass ging es hinauf und hinab durch endlose märchenhafte Eukalyptuswälder, vorbei an Teeplantagen und noch mehr Affen (Die wir leider nicht unerwähnt lassen können – sie waren zu niedlich, nehmt es einfach hin ;-)). Zusätzlich erwähnte Selva ganz souverän eben mal so nebenbei, dass es hier Tiger gäbe, was unseren Adrenalinspiegel erstmal spontan in die Höhe trieb...
Bald erreichten wir die laute, verschmutzte und absolut charmante Kleinstadt, checkten in unser Hotel ein und liessen bei einem gemütlichen Fernsehabend die gewohnte Hektik endlich mal wieder aussen vor.
Der nächste Tag begann mit wahrhaft atemberaubenden Sightseeing: In einer kleinen Riksha – die sich hustend die Berge hinaufquälte – gelangten wir zu einer Felszunge, die aus den Nilgiri-Hills herausragte (genannt „Frog-Hill“). Dort wanderten wir für eine kurze Weile durch Gräser und Büsche und fanden uns schließlich auf einer Felsplatte wieder, deren Ausblick wir absolut nicht erwartet hatten:
Undurchdringbarer Dschungel, dunkelgrün gefärbte Hügel, nahezu unberührte Natur und die Ebene, die sich so endlos vor uns erstreckte – hin und wieder entdeckten wir sogar ein Adlerpaar, das majestätisch über seinem Reich schwebte.
Es war eine unvorstellbare Weite, die wir kaum erfassen konnten. So saßen wir ruhig, gebannt von der Vielfalt der Gefühle und Gedanken aber doch gleichzeitig tief entspannt in dieser neuen Welt und ließen für einige Momente unsere Seele baumeln.
...Uns dann wieder verabschieden zu müssen, sich aufzuraffen und mit dem nächsten Punkt der Tour fortzufahren viel uns dementsprechend alles andere als leicht. Wundervollerweise war die Gegend die wir danach besuchten nicht minder schön:
Teeplantagen! Die unglaublich satten Grüntöne erstreckten sich über sanfte Hügel und ergänzten sich mit dem strahlend blauen Himmel zu einer einmaligen Farbkomposition. Andächtig wanderten wir hindurch – für Selvas Geschmack wohl etwas zu langsam, denn der wurde immer ungeduldiger – und es war einer dieser Momente in denen uns wieder bewusst wurde, dass wir viel zu selbstverständlich in Indien leben, einem Land, das dem unseren doch so undendlich fremd ist und welchem man (aus Respekt, oder auch einfach nur um die Chance zu haben, dieses unglaubliche Land wenigestens ein stückweit zu erfassen) jeden Tag mit offenen, wachen Augen begegnen sollte.
Wir genossen diesen Tag sehr und sind uns einig, dass dies einer der schönsten Plätze ist den wir jemals sehen durften.Die anschliessende Rikshafahrt holte uns dann allerdings auch ganz schnell wieder auf den Boden der indischen Realität zurück (wobei gesagt sein sollte, dass diese für uns ja auch immerwieder ein Abenteuer und eine Bereicherung ist...) – die Strassen der Teeplantagen waren in Privatbesitz und erstaunlich schlecht in Schuss: Statt Straße mit Schlagloch eher Schlagloch mit Straße und unsere Riksha hatte natürlich, wie alle anderen Rikshas auch... keine Federung.
Unseren zweiten Abend im Hotel feierten wir ein weiteres Mal mit der kostbaren - weil seltenen - westlichen Leichtkostunterhaltung und wünschten uns eindringlich einen schnellen und möglichst erholsamen Schlaf, denn am nächsten Tag würden wir Pongal feiern:
Pongal ist eines der wichtigsten Feste der Hinduisten – wird in den einzelnen Staaten jedoch variiert. Im Grunde genommen geht es aber ähnlich wie bei unserem Erntedankfest darum, für die Ernte des letzten Jahres zu danken (ja...haha...so simpel ist das).
Die Sache ist, dass in Indien eben doch nochmal anders gefeiert wird als bei uns, daher bekamen wir die Vorläufer des Festes bereits im Dezember zu spüren – Der ca 200m vom Abhaya entfernte Tempel begann seine Freudenmusik zu spielen (in einer Lautstärke, welche in unserem Zimmer noch ungefähr die eines vollaufgedrehten Radios erreichte), die uns die Zeit von 4 Uhr bis 6 Uhr morgens versüßte – (Ironie!). Gegen Mitte Januar hin wurde es immer lauter und wir wünschten uns einfach nur dieses Fest herbei, damit die mittlerweile für uns nicht mehr ganz so freudige Musik bald wieder aufhören möge. Am 15 Januar war es soweit - und wie das bei indischen Festen so ist: Pongal wurde früh gefeiert – seehr früh.
Erschwerend hinzu kam dann noch das in Ooty herrschende europäisch sommerliche Klima, dass uns das Aufstehen nahezu unmöglich machte (nachts/morgens war es um die 12 Grad kalt – vielleicht sogar noch weniger!!) und wir mussten ernsthaft überlegen, ob wir nicht die warme Wollbettdecke mit in die Riksha nehmen sollten – für eine fünfminütige Fahrt.
- Hätten wir es doch getan:
Zuerst machte der Fahrer einen Umweg zu seinem Haus – was in der tiefsten Pampa, irgendwo im Nirgendwo, aber angeblich in jeden Fall auf dem Weg lag – und fuhr danach mindestens eine halbe Stunde lang durch die Nacht. Für alle, die es nicht wissen: eine Riksha ist nicht geschlossen und so bekommen die, die hinten sitzen den ganzen Fahrtwind ab. Bei 35 Grad Aussentemperatur ist das angenehm, aber an diesem Morgen froren wir uns die Zehen ab. Wir zitterten und bibberten eine ewige halbe Stunde lang und konnten uns einfach nicht erklären (vielleicht aus Kälteträgheit?), warum das jetzt so lange dauerte, bis uns ein Straßenschild unter die Augen kam – Puliyamparai, das Dorf in dem Selva wohnte.
Na super. Natürlich hatte der Fahrer trotz aller Erklärungsversuche von Seiten Selvas gedacht, er solle uns zu Selva fahren, anstelle uns einfach nur die Straße runter zum Haus seiner Verwandten zu bringen. Aber: Wir lassen uns die Stimmung doch nicht vermiesen... und erst recht nicht, wenn es halb sechs Uhr morgens und eisekalt ist ;-) Im Eiltempo ging es dann also wieder zurück, da man die traditionelle Pongal-Süßspeise, mit der die Sonne gepriesen werden soll, sinnvollerweise noch vor Sonnenaufgang zubereiten muss. Halberfroren stolperten wir ins Wohnzimmer und nahmen die anschliessende Prozedur nur sehr vage wahr (Aber es gab unglaublich guten !heißen! Tee). Zunächst wurde in einem runden Pott Kokosnusswasser erhitzt. Wenn dies überkochte begann der wichtige Teil: kochte die Brühe auf der östlichen Seite über stand der Familie für das nächste Jahr Wohlstand und Glück bevor, in allen anderen Fällen hatten sie mit Verlusten zu rechnen (bei unserer Familie war es im Großen und Ganzen ungefähr interpretiert nahezu östlich – aber das reicht ja schon^^). Danach wurde die Süßspeise zubereitet und ein Teil den Göttern geopfert. Der erste Bissen jedoch wurde für die Raben aufgehoben, die in der indischen Mythologie die verstorbenen Ahnen darstellen (Oftmals bekommen sie auch den ersten Löffel des frischgekochten Reis usw.).
Mit einer guten Portion Wissen über die hiesige Kultur brachen wir nachmittags auf, da ein weiteres Erlebnis auf uns wartete:
Auf einem Elefantenrücken nach Tigern im Mudumalai National Park Ausschau zu halten.
Letztendlich dauerte der Ritt statt eineinhalb Stunden nur eine halbe Stunde und wir konnten uns nur vorstellen, dass in dem dichten Unterholz vor unseren Füßen die Tiger herumschlichen (Gesehen haben wir: 2 Spatzen, 1 Eichhörnchen – spektakulär). Trotzdem war es auf jeden Fall ein Erlebnis für uns, auf dem Elefantenrücken durch das Zuhause Sheer Khans zu reiten. Zudem konnten wir danach noch einer Elefantenparade beiwohnen (genauso wie in ‚Dschungelbuch’!! Und ja, wir haben auch gesungen.. toröö :-)) und sichteten wilde Elefanten, sodass der Tag doch einige absolute Highlights hatte. Mit einem Abstecher nach Kothagiri am nächsten Tag beschlossen wir unseren wundervollen Ausflug. Einmal mehr genossen wir die Aussicht, schneeweiße Wolken, die an den steilen Hängen der Nilgiri’s kleben blieben und bunte Dörfer die am weiten Abgrund zu schweben schienen. Die unzähligen Haar-Nadel-Kurven und holprigen Strassen auf dem Rückweg zu elft im Jeep taten ihr Bestes und so kamen wir abends ziemlich fertig aber absolut glücklich in Coimbatore an.

Wir haben an diesen Tagen viel Schönes und Atemberaubendes gesehen und empfehlen jedem, der in Südindien herumspaziert, mal einen Abstecher nach Ooty zu machen. Den Daheimgebliebenen raten wir, die Bilder zu betrachten – sie sagen mehr aus, als es dieser Eintrag je können wird.

Selva,
Thank you so much for these four days which were really amazing. We enjoyed it to stay at Gudalur and to spend the time with your wonderful family.
Thank you for all the great sights and opportunities to learn about Indian culture&custom.
During this exposure we gained experiences we will never forget.
Thank you!


Nun versuchen wir nach dieser kleinen Atempause noch, die letzten grossen Projekte vor unserer Reise zu beenden, die Mitte Februar beginnt.
Wünscht uns viel Erfolg :-)

Viele liebe Grüße nach Deutschland (und in zehn Wochen habt ihr uns wieder :-))

Donnerstag, 20. Januar 2011

Von guter Laune, Jeepsafaris und Babyziegen

Nachdem wir im letzten Blogeintrag über allerlei Ernstes und Nervenaufreibendes geschrieben haben, wollen wir nun mal wieder über ein paar ziemlich süße, überraschende und schöne Dinge berichten.
Beginnen wir am dritten Januar – nachdem Silvester für uns absolut unspektakulär verlief (wir feierten nämlich um genau zu sein... überhaupt nicht) und nicht weiter ausgeführt werden braucht – mit Katjas Geburtstag:
Vereinzelt trudelten Glückwünsche schon am 2. Januar ein – In Indien soll es nämlich Glück bringen, wenn man im Voraus gratuliert (Katja wollte sie aber partout nicht annehmen weil es bei uns ja eher Pech bedeutet) und am morgen des 3-ten Januar waren wir gemeinsam mit Sankar und Duraisamy unterwegs und hatten daher schon mitbekommen, dass eine – uns doch seehr spontan auf die Beine gestellt vorkommende – Überraschungsparty geplant wurde... So wurden (in unserem Beisein^^) Kuchen und Girlanden gekauft und alles eilig ins Office geschafft.
Am späten Nachmittag wurde es dann plötzlich noch geheimnisvoller. Sämtliche Kinder waren wie vom Erdboden verschluckt und wir mutmaßten, dass die Vorbereitungen für eben diese Party am Laufen seien, was uns aber niemand bestätigen wollte.
Abends wurde das Geheimnis schliesslich gelüftet und die Geburtstagsparty mit dem Krönen des Geburtstagskindes eröffnet. Selbstverstaendlich durfte Katja dann auch den wunderbar ultrasüßen Kuchen schneiden, sie wurde gefüttert und durfte füttern, es wurde gesungen (sogar auf deutsch!!) und Reden gehalten.
Alle Kinder hatten ein kleines Geschenk, dass sie irgendwo aus ihren Habseligkeiten hervorgekramt hatten – mal war es eine kaputte Brosche, mal ein kleines Foto... aber immer mit einem selbstgemalten Bild, ein paar Wünschen und einem strahlenden Lächeln auf den Lippen... es war herzzerreißend und die Geschenke waren viel schöner, als alles was man hätte sonst bekommen können!

Gegen Ende der Feier verließ der Staff den absolut wundervoll indisch geschmückten Raum und wir konnten nicht umhin ein bisschen Musik zu spielen, wie wir das von zu Hause gewohnt sind. Nach ein paar heimischen Partyliedern (Macarena, Las Ketchup, usw.) kramten wir die tamilische Filmmusik hervor, die wir bereits besaßen.
Und dann ging’s los ;-)
Die Musik wurde aufgedreht und alle Kinder (inklusive uns – an manchen Stellen) fingen an, wie wild zu singen und zu tanzen - den ganzen Abend lang.

Insgesamt war es eine sehr schöne Feier und wirklich mal ein Erlebnis, das neue Lebensjahr so zu beginnen :-)

Dear Seetha and Sankar, dear Selva, dear Staff and dear wonderful girls of Abhaya. My birthday party was a great experience for me and I am really happy I could celebrate it with you. Thank you so much for your effort and for showing me how different and special a birthday celebration can be :-)
I’m glad we can share this memory!
Katja

Die Tage danach waren wiederum vollgestopft mit Arbeit, Casestudy schreiben, Fahrradunterricht geben (jaa.. letztendlich haben wir damit angefangen – und hatten auch direkt blaue Füße und eklige Klettdisteldinger an der Hose und in der Haut, aber Spaß macht es trotzdem sehr :-)), unsere Reise zu planen, eine Broschüre zu übersetzen ,etc etc.
Zusätzlich arbeiteten wir mit den Kindern am Projekt für eine Schule in Deutschland (die ‚Schule an der Gartenstadt’ aber die Kinder nennen sie ‚Hamsbörg school’) – von der wir an Weihnachten diese wunderbaren Handpuppen bekommen hatten – bei dem es darum ging, kreativ Unterschiede zwischen den beiden Ländern zu erarbeiten. Unter einer Fülle an Themen wurde das Thema ‚Tiere’ ausgewählt und so entwickelten wir gemeinsam mit den Mädchen Konzepte und zeichneten alle möglichen indischen Tiere.
Gleichzeitig begannen wir unser letztes großes Projekt mit den Kindern:
Soft Toy making – ein Kuscheltier für jedes Mädchen.
Dabei ging es uns vor allem um zwei Sachen - erstens sollte es leicht zu basteln sein, sodass jedes Kind in der Lage sein würde, es selbst zu machen und zweitens hatten wir eine Idee, bei der eine Geschichte dahinter steht – ein kleines „Ich bin Ich“ (Es geht um ein Tier, das einfach keinem anderen gleicht und erst nachdem es versucht zu sein, wie alle anderen, versteht, dass es das Beste ist, einfach es selbst zu sein – genaueres bei google ;-)) Zunächst durfte jedes Kind Stoffe in verschiedenen Farben auswählen – und dann ging es ans stopfen und nähen bis die Kinder müde wurden und wir beschlossen, das Projekt an einem anderen Tag weiterzuführen.

Der letzte wichtige Punkt dieses Blogeintrages ist das Wochenende vom 8./9.1., das wir bei einem Staff get together im ‚Dschungel’ verbrachten.
NMCT besitzt eine kleine Farm auf einem riesigen Grundstück das ca. anderthalb Stunden Fahrt vom Abhaya entfernt ist - dort werden Ayurvedische Medikamente hergestellt, Chillies und Bananen kultiviert, in einem kleinen Haus etwas abseits befindet sich das ADI office (Tribal – Project) und mal ganz abgesehen davon ist dieser Ort einfach zauberhaft! So waren wir einfach nur begeistert, als wir morgens dort ankamen: Unglaublich grün und voller Palmen erschien uns dieser Platz, ein Fluß am Rande des Grundstücks, überall hing bunte Wäsche zum Trocknen in der Sonne, das kleine Wohnhaus.. es war einfach wunderschön.
- Und dann mussten wir sofort wieder gehen, weil wir noch zwei Case Studies von Kindern aus dem Tribalprojekt sammeln wollten, was sich als recht aufregend gestaltete, da uns erlaubt wurde auf dem Dach eines Jeeps zum Dorf zu fahren. Es war abenteuerlich, holprig, etwas unbequem und man musste sich höllisch vor zu tief hängenden Bäumen in Acht nehmen („AAAst!“). Die Landschaft war exotisch: knubbelige Kakteenbäume wechselten sich ab mit Palmen und Steppe und wir konnten nicht umhin, hinter jedem Baum einen Tiger oder einen Elefanten zu vermuten. Reichlich durchgeschüttelt kamen wir im Dorf an und wurden mit Tribalmusik und Tanz, bei dem wir uns gleich mit einreihten, begrüßt.Anschliessend sassen wir in einem der vielen kleinen Häuschen, um eine weitere Lebensgeschichte eines unserer Kinder zu hören und waren etwas schockiert als wir erfuhren, dass in diesem Dorf alle (!) miteinander verwandt sind und auch nur untereinander heirateten (nachdem wir das wussten, fiel uns die Ähnlichkeit unter den Dorfbewohnern auch auf). Während wir später noch niedliche Ziegenbabies und Hühnerküken betrachteten feierte NMCT mit den Uhreinwohnern Pongal (mehr zu diesem traditionellen Fest in unserem nächsten Blogeintrag) und verteilte Saris an die Frauen und Lungis an die Männer des Dorfes (insgesamt ueber 1000 Saris!). Es war ein schönes Fest, dem wir dann gegen Ende doch noch beiwohnen konnten.
Später ging es dann zurück zur Farm, auf der wir lauthals von unseren Mädchen begrüßt wurden: „Sister, you come bathing???“
Denn das Baden im Fluss war für die Kinder die Hauptattraktion des Wochenendes. Und so half, nachdem wir die Erlaubnis bekommen hatten, alles Ermahnen zur Vorsicht nicht: mit freudigem Geschrei stürtzten sich die Mädchen in voller Kleidung in den Fluss und planschten was das Zeug hielt. Es war eine Freude die ansteckte und so waren auch wir nach wenigen Minuten klatschnass und standen lachend im kalten Flusswasser, spielten, bauten Staudämme und fast alle Mädchen wollten mal ‚schwimmen’ (natürlich von uns am Bauch gesichert ;-)). Als wir schließlich gehen mussten, weil wir noch ein Mädchen zu Hause besuchen wollten, waren sie gar nicht mehr aus dem Wasser zu kriegen..
Nach der ganzen Aufregung des Tages waren wir dann aber abends hundemüde und fielen ‚auf unsere Matten’. Eng aneinander gekuschelt schliefen die Mädchen, wir und ein paar weibliche Staffmitglieder auf dem Boden des Tribal-office ein.
Es war nicht die ruhigste Nacht unseres Lebens (Haare, Hände und Füße im Gesicht und in den Rippen, andauernd musste jemand auf die Toilette und es war abwechselnd zu warm und zu kalt... ABER wir haben es so gewollt ;-))
Zerzaust und gähnend wachten wir am nächsten Morgen auf, die Kinder froren und wir waren noch müder als am Abend. Nach einem leckeren Frühstück, für das wir den Kohl mit der Machete zerhackten – kam auch die Motivation um den anstehenden Wettbewerb zu bestreiten, den Sankar, Seetha Selva und wir für die Mädchen und Tribalkinder planten.
Wir entwickelten Spiele (Querfeldeinrennen, Kokosnussweitwurf, mit saemtlichen Dingen aus der Umgebung Schönes bauen) und eine Schnitzeljagd, die die Kinder rennend hinter sich brachten, sodass sie in 10 Minuten fertig waren.
Der ganze Wettbewerb war unverwechselbar indisch – sehr spontan aber auch lustig und voller schöner Momente. Am Ende gab es für fast jeden einen kleinen Pokal und alle waren glücklich.
Und wir beide waren geschafft und - wider erwarten – ueberhaupt nicht erholt. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung und wir haben es sehr genossen, mal ein ganzes Wochenende abseits vom Abhaya mit den Kindern zusammen zu verbringen.

Again a big thank you to Seetha and Sankar for creating such a great opportunity for us to spent so much time with the staff, the tribals and our lovely girls. It was a nice weekend and though we were really tired when we returned to the Abhaya we enjoyed the time a lot

Kurz darauf folgte unser großartiger Urlaub in Ooty, von dem es aber so viel zu berichten gibt, dass er in diesem Blogeintrag einfach keinen Platz mehr findet... Also werdet ihr sehr bald wieder von uns hören ;-)
Liebe Grüße in das bald wieder verschneite?! Deutschland – hier wird’s langsam wieder richtig warm :-D

Freitag, 7. Januar 2011

Der „Alltag“ hat uns wieder - schockierende Erlebnisse

Nachdem wir unser Weihnachten so feierlich und stimmungsvoll gefeiert haben, kommt hier nun wieder ein Eintrag über das „normale Alltagsleben“...
Neben den Tailoring classes, die wir immernoch mit Freuden besuchen (wir haben unsere erste Hose genäht :-D), dem Englisch Unterricht, der in letzter Zeit wegen den exams öfter mal nicht stattgefunden hat und einer Menge Zusatzarbeiten (wie NMCT-Blogediting und dem Übersetzen von Broschüren) hatten wir auch wieder ein paar field visits und andere Ereignisse, die wir gerne mit euch teilen wollen.
So besuchten wir einige VIMUKTHA-Mitglieder (VIMUKTHA ist eine Frauen- Selbsthilfegruppe) in einem kleinen Teil von Coimbatore.
Diese Frauen, die meist keinen Mann mehr (aber oft noch Kinder) haben und in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, haben sich durch NMCT zu Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen und treffen sich einmal im Monat, um über ihr Leben, ihre Arbeit und Allgemeines zu reden und um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Auch finanzielle Dinge werden besprochen und gemeinsam geregelt, so konnte sich ein großer Anteil der Mitglieder dieser Self-Help-Groups nur durch Mikrokredite (wer’s nicht weiß, einfach googlen ;-)) ein eigenes Dasein aufbauen, viele haben kleine „Pettyshops“ oder verkaufen Blumengirlanden, Saristoffe und Bangles an Personen in ihrem Umfeld.

Während unserem Besuch konnten wir leider kein solches Treffen, bei dem meistens auch eine Frau den anderen eine ihrer Fähigkeiten vermittelt (zB Blumengirlanden binden), erleben, trotzdem waren die Begegnungen mit den verschiedenen Mitgliedern sehr interessant.
Wir trafen Frauen, die uns wunderschönen Goldschmuck zeigten, standen auf Hausdächern, auf denen in Palmblatthütten Pilze gezüchtet wurden, saßen in Hinterzimmern und aßen Idli (Südindische Spezialität) und bekamen Süßigkeiten und Cola in Pettyshops.
Insgesamt war es ein toller field visit, der zum Ende hin noch von einer Schar Kinder gekrönt wurde, die nicht nur hunderttausend Fotos machen, sondern auch mal alle unsere Arme anfassen wollten, damit vielleicht mit etwas Glück ein wenig von der hellen Hautfarbe an ihren Händen hängenblieb.
(Etwas erschreckend ist dieser Hautfarbenwunsch ja schon, aber wenn man mal drüber nachdenkt, warum legt sich unsereins denn den ganzen Sommer in die Sonne?!)

Der zweite field visit war vorallem eins: schockierend!
Wieder einmal besuchten wir das TAI-Project, diesmal allerdings nicht direkt, viel mehr ging es in ein governmental hospital (staatliches Krankenhaus), damit wir uns dort mit einem Arzt unterhalten konnten, der viele Mitglieder des TAI-Projects behandelt.
Schock. Das Krankenhaus war absolut gru-se-lig. Wir hatten ja schon damals beim privaten Krankenhaus das leise Gefühl, dass deutsche (staatliche) Krankenhäuser nochmal etwas ganz anderes sind. Aber während wir in dem privaten Krankenhaus nicht wirklich beunruhigt waren und auch nicht das Gefühl hatten, es könne irgendetwas schief laufen, hatten wir diesmal einen komplett anderen Eindruck.
- Man stelle sich vor:
Ein altes Gebäude, schon von außen schmutzig und mit abgeblätterter Farbe, rundherum unglaublich viele Menschen verstreut, die wohl alle auf Behandlungen warten.
Die Eingangshalle grau und muffig, ohne Fenster, wiederum viele Menschen überall.
Die Treppen abgelaufen, die Wände angelaufen, im ersten Stock finden wir eine Baustelle mit Sandhaufen, abmontierten Waschbecken die auf dem Boden rumliegen, allerhand Baumaterialien, Dreck, Staub.. aber das Stockwerk ist nicht geschlossen.
Der zweite Stock, in dem wir den Doktor treffen sollen, ist wieder voller Menschen. - Man sagte uns, ca 5.000 Menschen würden hier jeden Tag behandelt.
Wieder sind die Wände schmutzig, es gibt kaum hygienische Maßnahmen.
Beim Labor steht die Tür offen und man sieht einen Mann in Hemd und Jeans, der gerade Abfälle in einen gewöhnlichen Plastikmülleimer wirft.
... unvorstellbar.Als wir den Doktor trafen, erzählte uns dieser, dass sie endlich den Antrag auf ein paar Gegenstände genehmigt bekommen hatten – die Gegenstände waren Dinge wie besipielsweise eine Taschenlampe (!).
Wir fragten, was sie denn vorher gemacht hätten. - Darauf die nüchterne Antwort: „Man bringt eben seine eigenen Sachen von zuhause mit.“
So ging es dann auch munter weiter. Während wir mit der nächsten Arztin redeten, begann der gesamte Raum nach Urin zu stinken und uns fiel auf, dass die Toiletten auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges waren.
Die Frau erzählte uns, dass ihr Job eher hart wäre und es an der Tagesordnung sei, dass man Tuberkulose bekomme, denn es übertrage sich ja durch die Luft (Reaktion von Katja und Charlotte: Schal an den Mund, verzweifelte Blicke) – als wir aus diesem Raum herauskamen und an der nächsten Tür auch noch das Schild „Urban Leprosy Centre“ zu lesen war, hatten wir beide endgueltig das Gefühl, das Krankenhaus fluchtartig verlassen zu müssen.
Trotz all diesen Schilderungen (und nein, wir übertreiben wirklich nicht) wird in diesen Krankenhäusern von denen es alleine in Coimbatore gefühlte hunderttausend gibt, vielen Menschen geholfen, die Ärzte sind freundlich und man hat das Gefühl, sie tun ihr Möglichstes um allen zu helfen.
- Trotzdem waren wir froh, als wir das Krankenhaus hinter uns gelassen hatten.

Fuer die naechsten Tage sollte dies jedoch nicht unser einziger schockierender Besuch bleiben, da wir uns fuer die Feiertage vorgenommen hatten, die Kinder daheim zu besuchen um mehr ueber ihre Vergangeheit zu erfahren und diese in einer Fallstudie zu dokumentieren.
Auf gut deutsch: es lag eine Heidenarbeit vor uns.
Jeden Tag fuhren wir stundelang im Bus ueber staubige Landstrassen, stellten zahlreiche Fragen und waren mehr als einmal emotional am Ende, was meistens Unverstaendnis bei unseren Begleitern hervorrief. Alle Geschichten die wir hoerten, waren gerpaegt von Armut, viele von unheilbaren Krankheiten oder familiaeren Konflikten, die uns die Haare zu Berge stehen liessen. In kleinen, vollgestopften (aber trotzdem furchtbar kahlen) Hauesern sassen wir auf den einzigen vorhandenen Stuehlen – auf denen wir zu sitzen aufgefordert wurden – und haetten am liebsten keinen Keks und keinen Tropfen Tee von den Familien angenommen, die sich doch selber so oft keine regelmaessigen Mahlzeiten leisten konnten. Wir erlebten ein Leben, dass dem unseren so fremd war, wie es nur sein konnte. Nur einmal verschmolzen die beiden Welten und dieses Ereignis wurde für uns das am schwersten zu veraberteinde.

...Wir saßen auf dem Boden und hatten gerade wieder eine Reihe von Fragen hinter uns, welche zu stellen uns unglaublich schwer fiel, da ueber die Vergangenheit zu reden den Menschen so weh tat. Der Vater hatte Frau und Kinder brutal geschlagen und nachdem herausgekommen war, dass er HIV – positiv war, wurde es nur noch schlimmer. Nach einer Reihe heftiger Streits verließ er seine Familie schließlich fuer eine andere Frau. Auf sich alleine gestellt waren die Mutter und ihre beiden Soehne – von denen einer ebenfalls HIV-positiv ist – gezwungen in einer der Textilfabriken in Tirupur zu arbeiten, die Soehne als Schneider, die Mutter als Packerin fuer die zahlreichen Kleidungsstuecke, die Tag fuer Tag vom Band gingen, um in den Westen verschifft zu werden. Hierzu sollte man wissen, dass nahezu 80 % aller Kleidungsstuecke auf denen ‚Made in India“ steht, aus Tirupur kommen. Also auch die, die wir in unseren Lieblingsgeschäften erstehen und in Versandhaeusern bestellen. Dass die Kaufhaeuser ihre Textilfabriken nicht um die Ecke haben und dort meist Standards herrschen, die weit unter dem liegen was wir als gerecht bezeichnen, war uns bekannt. Wir hatten nur nie erlebt, welche Bedeutung dahinter steckte...
Zurueck zur Familie. Die Mutter lobte stolz ihren Zweitjuengsten (14 Jahre), er braechte das Haupteinkommen mit nach Hause, seit der Vater die Familie verlassen hatte. Der Aelteste (15) war zwar ebenfalls Schneider, aber zu geschwaecht von den Nebeneffekten seiner HIV-Infektion, um regelmaessig zur Fabrik zu gehen. So schneiderte er einiges zuhause, unter anderem auch die Waesche, die er uns stolz in einem grossen Eimer praesentierte.
Schmaechtig stand der Junge vor uns, deutlich gekennzeichnet von seiner Krankheit, mit duennen Gliedern und mueden Augen...
In dem Eimer befand sich fertig genaehte Unterwäsche. Die Mutter fischte ein Stueck hervor, alle lachten, das ganze sollte wohl ein Witz sein. Für uns war es furchtbar. Zu sehen, wo das was man tagtäglich am Körper trägt eigentlich mal herkam, durch welche Hände es ging, bevor man es im Laden kaufte... das alles nahm uns den Atem.
Um sicherzugehen, griffen wir in den Eimer und lasen das Schild.
„Bonprix“. Darunter ‚Made in India’ und der Preis in Euro. Da war sie, die Verbindung zwischen unserem zuhause – wo eine Vielzahl an Menschen genau wie wir ohne groß nachzudenken nach dem Billigsten greifen – auf der einen und den Menschen, die dieses Konzept bedienen und die Konsequenzen dafuer tragen muessen, auf der anderen Seite.
- So wie er. Der Junge, der stolz vor uns stand und auf unser Urteil wartete...
Es war eine unserer groeßten Herausforderungen, dem pruefenden Blick dieses Jungen standzuhalten, der sich kaum regelmäßiges Essen leisten kann und sehr wahrscheinlich nicht mal unser Alter erreichen wird, ein sorgloses Laecheln aufzusetzen und zu versichern, seine Arbeit sei fabelhaft.. Dass Menschen diese Kleidung zu einem grossen Teil kaufen, weil sie preiswert ist, behielten wir fuer uns.
Immer noch verzweifelt an unserem Laecheln festhaltend, dass uns nun doch zu entgleiten drohte, verließen wir diese Geschichte – und machten uns auf den Weg zu einer weiteren...

Sonntag, 2. Januar 2011

~ Indische Weihnacht ~

Ja, wir hatten doch ein Weihnachten!
Unser Weihnachten begann am Morgen des 18.12. mit dem Gedanken, dass der 24.12. ein absolut chaotischer Arbeitstag werden würde: den ganzen Tag über würden die Kinder abgeholt und wir würden mit unserer ersten Case Studies beginnen.. alles irgendwie stressig und so gar nicht weihnachtlich. Deshalb erklärten wir - wiedermal sehr kurzfristig und absolut spontan - den 18.12. zu unserem Weihnachtstag.
Wir fingen also direkt nach dem Frühstück mit den Vorbereitungen an, bastelten Schnee und Sternchengirlanden, packten die Geschenke ein, organisierten Kerzen, Kekse usw.
Die Kinder durften währenddessen natürlich nichts mitbekommen und so zogen wir uns geheimnisvoll in unser Zimmer zurück.Allerdings das Gefühl, dass an diesem Tag die Terrasse vor unserer Zimmertür häufiger als sonst zum Spielen genutzt wurde ;-)
Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurden die lieben kleinen Mädels dann einfach mal in ein Zimmer gesperrt, damit die Möglichkeit „unbedingt etwas in genau diesem Raum zu suchen“ erst gar nicht bestand! Wir brachten also all unsere vorbereiteten Weihnachtsdinge in den Studyroom, schmückten das Zimmer, kochten Weihnachtstee (Von Seetha aus Deutschland mitgebracht und soo weihnachtlich nach zuhause schmeckend :-)) und verteilten die „Plätzchen“ auf Teller, zündeten Kerzen an und hörten Weihnachtsmusik bis wir gegen fünf Uhr das Zimmer für die Mädchen ‚öffnen’ konnten. Mit gespannten Mienen schlichen sie um den Baum, den wir in die Mitte gestellt hatten, betrachteten ehrfurchtsvoll den geschmückten Raum und lauschten der so fremden Musik.Man hatte das Gefühl, die Weihnachtsstimmung, die wir von zuhause gewohnt sind, war sofort auf sie übergesprungen. Man konnte die Stille und Besinnlichkeit förmlich spüren – es war unglaublich.Als der Staff schließlich auch noch kam, konnten wir mit unserer Weihnachtsfeier beginnen.
Zuerst erzählten wir ihnen, warum wir dieses für uns so wichtige Fest mit ihnen teilen wollten, dass das Wort „bridge builder“ nun das erste Mal auch von unserer Seite eine wirkliche Bedeutung hatte und wir gerne auch einen Teil unserer Kultur nach Indien tragen wollten.
Wir erzählten die Weihnachtsgeschichte, alle bekamen Tee und Kekse und sangen Jingle Bells (einfach auf der Gitarre – und einfach für Inder ;-)), dann gab es Bescherung und die Freude war groß. Die 'Schule an der Gartenstadt' hatte Wichtelpuppen geschickt, die natürlich gleich über die zahlreichen Hände gestülpt werden mussten.
Zum Abschluss zeigten wir den Kindern den Film „Polarexpress“, der von einem magischen Zug handelt, der Kinder zum Nordpol und damit zum Weihnachtsmann bringt.
Nachdem der Film fertig, die Kekse aufgegessen und der Tee (hauptsächlich von uns ;-)) ausgetrunken war, herrschte eine so ungebändigte Freude, das wir es kaum glauben konnten.

Die Kinder standen mit strahlendem Lächeln und glitzernden Augen vor uns, konnten kaum etwas anderes sagen als „Thank you, thank you“ und wiederholten immer wieder, dass sie so etwas Schönes noch nie erlebt hatten.
Wir waren glücklich. Wir hatten nicht nur unser Weihnachtsgefühl nach Indien gebracht und es für alle greifbar gemacht, auch unsere persönliche Angst vor einem Weihnachten ohne das von uns so geliebte Weihnachtsgefühl hatten wir besiegt – und anscheinend war es tatsächlich für alle ein sehr schönes Fest gewesen, denn noch tagelang kamen Staffmitglieder zu uns und bedankten sich für unser Weihnachtsfest.

-> Für noch mehr weihnachtliche Stimmung könnt ihr dieses Fotoalbum betrachten:
Weihnachten =)