Samstag, 25. September 2010

Ungewoehnliche Alltaeglichkeiten

Namaste! Ganz allmählich sind wir im Abhaya Students Shelter angekommen, haben uns eingerichtet, orientiert und ein Hauch von Alltag hat sich eingestellt.
Alltag in Form von Stromausfällen, Wassermangel, Moskitostichen, verspäteten Bussen, Meetings und natürlich der Zeit mit den Kindern: mal spielen und tanzen wir ausgelassen, mal versuchen wir ihnen – mehr schlecht als recht – beim Lernen für die Quaterly Exams zu helfen. Letzteres hat diese Woche entschieden dominiert: Jeden Tag wurde ein anderes Fach abgefragt und das an nahezu allen sieben Tagen!
Leider war das einzige Fach, in dem wir wirklich helfen konnten Englisch (Hat schonmal jemand versucht Mathematik auf Tamil zu verstehen?!). So hatten wir also viel Zeit, selbständig einige Erkundungsgänge in die indische Kultur zu unternehmen… wie beispielsweise den Besuch einer Brick-Fabrik: Rund um Coimbatore stehen zwischen den malerischen Bergen auf wild bewachsenen Feldern dutzende einfache, länglich gebaute Hütten mit verrußten Fabrikschornsteinen. Hier werden täglich (außer an Regentagen – dann verflüssigt sich das Arbeitsmaterial ;-)) ein paar tausend Mauersteine aus der roten Erde gefertigt. Schon aus dem Bus heraus war dies ein beeindruckender und zugleich ernüchternder Anblick.. Aus der Nähe betrachtet wirkte es trostlos: Keine maschinelle Fabrikarbeit wie in Deutschland, alles wurde durch die Hände der Arbeiter gefertigt und auf den Köpfen von Frauen transportiert. Tonnen von Steinen jeden Tag!.
Gemeinsam mit Sanka und Seetha entflohen wir diesem Beispiel eines monotonen Alltags und besuchten ein paar wichtige Familien im Umkreis des Abhayas, die uns ausgiebig bewirteten und uns all’ ihre Hochzeitsfotos bücherweise vorstellten.
Am gleichen Tag bekamen wir dann den Auftrag, den Internetauftritt von NMCT zu optimieren (nochmal schnell das “vorher” ansehen: nmctngo.org). Die folgenden Tage verbrachten wir also unter anderem damit, die Website auseinander zu nehmen, um sie anders (hoffentlich besser^^) wieder zusammenzusetzen.
Dann kam der Samstag und damit unser Tagestrip nach Madurai.
Madurai ist ein wichtiger touristischer Ort in Tamil Nadu (was wir unter anderem daran merkten, dass wir nicht überall seltsam angeschaut wurden – allerdings wurde uns dafür allerhand Ramsch angeboten). Die Hauptziele der Touristen sind der Sri Meenakshi Tempel und das Gandhi Memorial Museum.
Das alles hatte für uns jedoch noch eher wenig Bedeutung, als wir um 3.30 Uhr morgens vom Wecker zum Aufstehen gezwungen(!!!) wurden. Die anschließende, ruckelige Taxifahrt und einen Teil der sechsstündigen Busfahrt nahmen wir nur durch einen Schleier der Müdigkeit wahr. Bald schon siegte dennoch die Neugier, bei all dem Unglaublichen, Fremden, Widersprüchlichen was es auf der anderen Seite des Busfensters zu sehen gab. Mehrmals versuchten wir, die zahlreichen lebensmüden Manöver unseres Busfahrers festzuhalten – oder knipsten einfach nur wild drauf los. Das Rumgeknipse änderte sich auch dann nicht, als wir unsere erste Fahrt mit der Autoriksha (:-D) antraten (welche wir mit aufgeregten Jubelschreien begrüßten). Es ist ein echtes Erlebnis, bei dem man Indiens chaotischen Straßenverkehr – wirklich - hautnah mitbekommt (Zitat Katja:” Ich hab eben ein fahrendes Auto angefasst!”). Fassungslos, kichernd, ängstlich, kreischend, ständig den Finger auf dem Auslöser, gaben wir das 100%-ige Klischeebild eines Pauschaltouristen ab – war aber unserer Meinung nach in dieser Situation auch mal ok…
Da Sanka und Selva ein NGO-Meeting besuchten, waren wir nach der abenteuerlichen Rishakfahrt auf uns alleine gestellt.und beschlossen das Gandhi Memorial Museum zu besuchen. Auf bunten Tafeln lasen wir eine Menge über den britischen Imperialismus (der oftmals durch den Kakao gezogen wurde) und den Kampf um Indiens Unabhängigkeit. Zusätzlich gab es eine Vielzahl an Relikten aus Gandhis Leben zu sehen: Tücher, Löffel, Schuhe, seine Brille, seine Lektüren – zu denen unter anderem auch Goethes Faust gehört. Der unbestrittene Höhepunkt der Exponate war jedoch der blutbefleckte Dothi, den Gandhi am Tag des tödlichen Attentates trug – alles etwas skurril und doch irgendwie faszinierend.
Ein wenig später verließen wir das Museum, um mit der wartenden Riksha gleich weiter zum Sri Meenakshi Tempel zu fahren. Groß und bunt, mit weitläufigen, majestätischen Hallen präsentierte sich uns die Anlage.Die (Markt-) Hallen wurden durch ein einziges, glitzerndes Durcheinander bestimmt. Man konnte alles bekommen, was das Herz begehrt: Glücks-Ganeshas, Bangles, Kaschmirschals, Geldbeutel, Zehenringe, Ohrringe, Windräder, Aufkleber, Spielfiguren, etc. etc…
Wir feilschten, zögerten, gestikulierten, lachten - und gaben dann doch unser Geld aus ;-).
Schließlich stießen wir auf das Herz des Tempel und den Elefanten, der in großen Tempeln immer vor dem Eingang postiert ist. Er segnet die Pilgernden, indem er ihnen den Rüssel auf den Kopf legt. (Für 10 Rupies kann man das Ganze sogar fotografieren.) Wir reihten uns also bei den Wartenden ein und wurden gesegnet – eine wirklich schöne Erfahrung.
Danach ließen wir uns noch durch die Tempel und Hallen treiben, bis unser Magen knurrte. Spontan entschieden wir uns für ein kleines ‘Lokal’, bekamen kalten, öligen Lemon Rice und hofften danach nur noch, dass unser Magen dem ganzen standhalten würde (Hat übrigens funktioniert ;-)). Der anschließende Weg zum Treffpunkt, an dem uns Sanka und Selva wieder abholen wollten (ein Hotel, knapp 1 km zu Fuß vom Tempel entfernt), gestaltete sich schwieriger, als erwartet: Dauernd wurden wir in verschiedene Richtungen geschickt (nein, manchmal hilft es nicht, viele Leute zu fragen…) und mussten durch den mörderischen Straßenverkehr, bevor wir nach anderthalb Stunden anstrengenden Fußmarsches bei strahlendem Sonnenschein und sengender Hitze schließlich am Hotel ankamen… wo Sanka und Selva auch schon auf uns warteten.
Danach wollten nur noch eins: zurück nach Coimbatore. Auch die erneuten sechs Stunden Busfahrt konnten uns da nicht mehr schrecken (Erschreckt hat sich an diesem Tag eh nur Charlotte - und zwar vor einem fritierten Ei…und den öffentlichen Toiletten, Katja! :-P – vor denen hab ich mich aber auch erschreckt^^)
Erschöpft fielen wir an diesem Abend in unsere Betten, um uns in den darauf folgenden Tagen wieder dem “Alltag” hinzugeben.Da war der Geburtstag eines unserer Mädchen: an jedem Geburtstag wird eine wunderbar künstlich schmeckende Torte gekauft (Geschmackssache! ), die dann in winzige Stückchen geteilt und vom Geburtstagskind an die Gäste verfüttert wird.
Und das – hoffentlich - vorerst letzte Zusammentreffen mit der sehr papierlastigen, indischen Polizei (und wir dürfen bleiben :-D), die auch das Ende der Windowperiod markierte. Einen kleinen Schrecken jagte uns jedoch der damit verbundene, neue Arbeitsplan ein: Englischunterricht, Field Visits, Skill Training, NMCT-website – kurz: es wird uns definitiv nicht langweilig werden ;). Der am Vortag besprochene Plan musste dann noch mal in einem zweieinhalbstündigen Meeting mit unseren “Chefs” besprochen werden. Da die indische Gesrpächsstruktur in keinster Weise der deutschen ähnelt, wünschten wir uns nach stundenlangem, konzentrierten Zuhören erstmal Urlaub!

..der auch kommen wird (nein, nein - eigentlich ist es ein Lehrausflug, denn wir schauen auch eine NGO an!).
Wir fahren nämlich nächste Woche für zwei Tage an Indiens südlichsten Punkt – Kanjakumari. Dort sehen wir gleich drei Meere auf einmal – wir freuen uns drauf!
Bis dahin sind wir ausreichend mit Computerarbeiten beschäftigt (der erste Monthly Report steht an – so schnell geht das! =))

Somit verabschieden wir uns für dieses Mal und schicken ganz liebe Grüße an Zuhause :-)

Mittwoch, 15. September 2010

Indien von Kopf bis Fuss:

… vor einer Woche sind wir also in unserem neuen Zuhause angekommen und wurden sehr herzlich von unserem Direktor (Shankaranarayanan), seiner Frau (Seetha), dem Personal (Raji, Viji und Lakshmi Amma), dem Hund (Pauli) und den wunderbaren Kindern (tolle Namen, die wir uns aber noch nicht alle merken können) empfangen.
Wir können es noch gar nicht fassen, dass wir die nächsten sieben Monate an diesem Ort verbringen werden (der Ort: Unser hübsches, kleines Zimmer - mit warmer Dusche! - und das Abhaya Students Shelter, wovon wir natürlich extra für euch daheim Bilder gemacht haben – der Veranschaulichung halber)

Nun, genug der Exposition : Am zweiten Tag schon, stürzten wir uns in einen erneuten Crashkurs indischer Kultur und besuchten das Rathinavel Subramania College of Arts & Science, wo unser Direktor Shankaranarayanan (übrigens dürfen wir ihn Shanka nennen – eine absolute Erleichterung) einen Vortrag halten sollte.
Trotzdem waren für uns die Saris, die wir uns zusammen mit Seetha für die Hochzeit am Mittwoch kauften, der Höhepunkt des Tages. (Und sie zu kaufen IST tatsächlich ein Erlebnis: man sitzt und lässt sich von Verkäufern haufenweise ellenlange Saritücher präsentieren und um die Schultern drapieren) Für alle, die nicht genau wissen, was ein Sari ist -> ein seehr langes Tuch, das auf komplizierte Art um den Körper geschlungen, geknotet, gefaltet und befestigt wird. Bauchfrei.
Nach langem hin und her suchten wir dann noch Ersatz für unsere abgelatschten Treter bzw. Badeschlappen, die naicht so gut zu unserem noblen Seiden-Sari passen wollten.
Dazu so viel: Falls ihr jemals in ein indisches Schuhgeschäft gehen solltet, berührt nicht die Schuhe in der Auslage. Zeigt darauf, es wird immer einen Verkäufer geben (oder auch zwei, drei, vier..), der euch das gewünschte Paar aus dem unübersichtlichen Haufen von Schuhkartons sucht und anzieht.
Das Sahnehäubchen des Tages war zu guter Letzt, dass der Taxifahrer auf der Rückfahrt partout auf einen ‘Ausländertarif’ bestand. Glücklicherweise wusste Seetha natürlich den korrekten Preis.
Trotz allem war damit unser Tag noch nicht beendet, denn erst Abends können wir längere Zeit mit den Kindern verbringen, lernen Tamil, lehren Englisch und Deutsch, spielen, singen, bringen die Kinder zum lachen (und sie uns!!)...für uns die schönste Zeit des Tages!

Am Morgen danach standen wir wieder früh auf, um die Kinder zur Schule zu bringen. Wie immer wurde uns auf dem Weg nachgeschaut, gewunken, zugerufen und gelacht, wenn wir reagierten. Selva (unser Mentor) beantwortete die Frage nach der Ursache so: “Sie sehen nie Weiße. Es macht sie glücklich, euch zu sehen.” [Schön, wenn dieses unangenehme Gefühl andauernd angesehen zu werden so eine positive Auswirkung hat.. das macht es auch für uns leichter :-)]
Zurück im Abhaya ging es typisch indisch weiter: Stromausfall für 45min. Störte uns dann aber nicht weiter, so kamen wir wenigstens mal wieder zum lesen :-P
Ausserdem gab es noch Einiges für unsere Policeregistration zu tun (die uns einige Nerven kostete und letztendlich doch geglückt ist - indische Bürokratie…- aber wir dürfen bleiben).
Später fuhren wir noch in einen anderen Teil der Millionenstadt (übrigens lagen wir mit den 1,8 Millionen Einwohnern eeetwas daneben.. es sind eher 5 Millionen)
wo uns Selva einen Supermarkt zeigte, in dem wir zu unserer Freude viele westliche Dinge kaufen können. Er liegt in einer etwas reicheren Gegend, was man vor allem daran merkt, dass die Abwassergräben völlig abgedeckt sind (gut für die Nase ;-)).
Der Heimweg gestaltete sich dann als etwas schwierig: so verpassten wir vier Busse, weil wir uns standhaft weigerten, uns mit einem Arm an die Außentüre der überfüllten Busse zu hängen. Die restliche Zeit des Tages verbrachten wir vor allem mit den Kindern, immer wieder fasziniert von den wundervollen, so verschiedenen Persönlichkeiten.

Am nächsten Tag durften wir warten (die vorhin schon erwähnte Bürokratie..). Warten auf den Police-Officer, bei dem wir einen Termin für die Registration um elf hatten, der aber erst um halb zwei da war. Warten auf den anderen Inspector, der uns mittags sehen wollte, aber doch erst abends kam. Warten auf die Saris von der Näherin. Wieder warten auf den Inspector, usw.
Nachdem wir an diesem Tag insgesamt viereinhalb Stunden nur gewartet hatten, kamen wir zu spät zu unserer ersten indischen Hochzeit. Der Abend war allerdings nur für Fotos mit dem Brautpaar reserviert, die eigentliche Hochzeit würde am nächsten Morgen um 4.30 Uhr (NACHTS) beginnen. (Die Uhrzeit und das Datum wurden astrologisch errechnet und sollten die Vermählung begünstigen - Irgendwie scheint “mitten in der Nacht” allerdings ein Trend zu sein^^). Müde kamen wir morgens zur Halle, in der ein Teil der Hochzeitsgesellschaft die Nacht auf dem Boden schlafend verbracht hatte und sich nun zum Hochzeitsmarsch in Richtung nächstgelegenem Tempel aufmachte. Dort wurden die vielen traditionnellen Hochzeitsrituale von einem Guru vollzogen. Diese waren für uns zwar seltsam und fremd, aber sehr faszinierend. Nach der Vermählung im Tempel, die uns absolut bezaubert hatte, gab es dann noch ein gemeinsames “Frühstück” (das salzige scharfe Essen ist morgens immernoch merkwürdig..). Mit Glückwünschen und noch einem Foto endete unsere erste Hochzeit...
Am Wochenende war es laut. Unser erstes Indisches Festival.. die “Ganesh Function”: An diesen Tagen wurde dem Gott Ganesh (halb Mensch, halb Elefant – übrigens ‘ne schöne Geschichte, wen es interessiert warum.. einfach mal nachlesen) gehuldigt. Es gab unzählige Umzüge, wir besuchten einen Tempel und (laute!!) Musik wurde auch mal um vier Uhr nachts gespielt. (Man stelle sich vor: Charlotte und Katja schlafen friedlich in ihren Betten.. dann MUSIK! Beide schrecken hoch.. erster Gedanke: Hilfe Feueralarm :-P)

Sonntag “flüchteten” wir dann mit unserer Direktorenfamilie ins wunderschöne, aber unglaublich heiß/schwüle Kerala. Hier besuchten wir einen Tempel, den wir nicht betreten durften (keine Ausländer..) und Shankas Schwester, die extra für uns kochte. Highlight war allerdings die 4-5 stündige Autofahrt durch den Indischen Dschungel.
Ein großer Teil dieses Urwaldes wird “Silent Valley” genannt, und tatsächlich konnten wir bei der Durchfahrt nur Insekten und Tierstimmen hören. Wundervoll nach all dem festlichen Lärm. Wir genossen ein Dschungelfrühstück auf einem Blatt, frisches Wasser vom Wasserfall und ein paar Schwünge an Lianen - alles Erlebnisse, die wir wohl nicht so bald vergessen werden. -> Thanks a lot to Shanka and Seetha, Santhia and Shree for this wonderful day, we wont forget that day!
Einen weiteren Anlass für unsere Saris bot dann der 21. Geburtstag von NMCT, der groß und mit vielen Auszeichnungen gefeiert wurde, so bekamen auch wir stellvertretend für alle NMCT-KKS Volunteers eine Auszeichnung.

Nach einer Woche in unserem Zuhause für die nächste Zeit können wir sagen: Es ist anstrengend, der Alltag ist noch nicht eingekehrt (kommt der überhaupt?), wir erleben eine Menge neuer Dinge und wir fühlen uns Pudelwohl!

- Dear NMCT, the first week at Abhaya was really exciting and wonderful. We already feel very comfortable and secure. Happy Birthday for your 21st Annual and we enjoy it very much to spend time with you! Nanri =)

Bis bald und viele liebe Grüße an euch alle,
Charlotte und Katja

Freitag, 3. September 2010

Wanakkam!

…ist Tamil und bedeutet soviel wie “Hallo”. Also hallo alle zusammen.=)
Seit fünf Tagen sind wir nun schon in Indien und langsam ist es Zeit für einen ersten umfassenden Bericht an euch:
Der Flug nach Mumbai (bekannt durch die Bollywoodfilme) verlief relativ reibungslos, beginnen wir also mit unserer Ankunft am Chhatrapati Shivaji International Airport.
Mit einer Wand.

Eine Wand aus schwüler, heißer Monsoon-Luft und tausenden unbekannten Gerüchen und Geräuschen, die uns nach der klimatisierten Flugzeugluft den Atem raubte.
Leicht benebelt und müde brachten wir die Kontrollen hinter uns, immer belustigt durch das, wie von uns erwartete, chaotische Indien (Kofferstau auf gequälten Gepäckbändern…).
Hinzu kamen Verständigungsprobleme, Orientierungsschwierigkeiten und bleierne Müdigkeit, doch das alles war vergessen, als uns Malathi mit strahlendem Lächeln in Coimbatore begrüßte.
Nach kurzer Verschnaufpause fuhren wir weiter zum KKID (Karl Kübel Institue for Development Education) und fanden uns plötzlich in mitten des halsbrecherischen, gewagten, risikobereiten, chaotischen indischen Verkehrs wieder. Zwischen Lachen und Weinen, aber stets mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen entdeckten wir diese für uns so fremde und neue Welt zum ersten Mal.

Um all die Eindrücke zu verarbeiten, brauchten wir dann erst einmal vieeel Ruhe und dafür war das KKID der perfekte Ort.

Der nächste Tag ( Tag 2 ) begann mit einem gewöhnungsbedrüftigen, scharfen und pikanten Frühstück, das nötige Energie für den kommenden Zusammenstoß mit der indischen Kultur lieferte: Der Fahrt nach Coimbatore mit einem öffentlichen Bus.
(Über öffentliche Busse sollte man folgendes wissen: sie haben keine Türen, es ist sehr voll, Männer sitzen hinten und Frauen vorne)
Wie unangenehm es sein kann, diese Regeln aus welchen Gründen auch immer zu missachten, mussten drei von uns, die zwischen die Männer gesetzt wurden, erfahren: Starrende Blicke von allen Seiten, Männer, die sich einen anderen Platz suchten und plumpe Anmachen.
Auch diejenigen von uns, die richtig saßen, sahen oft Kamera-Handys von Indern auf sich gerichtet. Weiße, welche in einem öffentlichen Bus mitfahren sind eben selten.
Als wir schließlich gut durchgeschüttelt mitten im quirligen, bunten Treiben von Coimbatores Straßen standen, waren wir froh, dass wir diese Begegung mit der indischen Bevölkerung in der Gruppe und nicht alleine machen konnten!!
Völlig orientierungslos, aber immer fasziniert folgten wir Malathi zu einem Bankautomaten (von dem wir unsere ersten Rupies bekamen ) und einem Restaurant, in welchem wieder permanent alle Blicke an uns hafteten ( alles Gewöhnungssache ;).
In der Schule, die wir anschließend besuchten, wurde es allerdings noch heftiger. Die Lehrer und der Direktor schenkten uns all ihre Aufmerksamkeit ( und Zeit – obwohl eine Klasse, die wir besuchten eigentlich eine Klassenarbeit schreiben sollte ). Wir wurden herumgeführt und erhielten erste Einblicke in das indische Schulwesen, das ähnliche Prioritäten im Inhalt setzt, wie unseres ( so sind Computerkurse hier genauso wenig wegzudenken wie Englisch, Mathe oder Physik ) Jedoch ist die Methode und die Gestaltung anders ( Mädchen und Jungs sitzen streng getrennt und alternative Lernmethoden wie Gruppenarbeit oder Diskussionen sind eher nicht verbreitet ).
Auf dem Schulhof entschieden wir uns spontan, mit den Kindern zu spielen, was letztendlich zu einer Autogrammstunde wurde.

Nachdem wir unseren halbstündigen Besuch (der dann doch eher zwei Stunden dauerte) beendet hatten, ging es weiter in ein wahnsinnig buntes Kaufhaus, in dem es von noch bunteren Angestellten nur so wimmelte, die alles dafür taten, uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen. So zog jeder von uns mindestens zwei Verkäufer/innen hinter sich her, die jeden anprobierten Salwar mit Begeisterungsrufen begrüßten.
Als wir (fast) alle einen für uns passenden Salwar gefunden hatten, wurden wieder eine Reihe (natürlich sehr bunter ) Fotos gemacht.
Die Krönung des ganzen, anstrengenden Tages war dann die Rückfahrt mit dem öffentlichen Bus. Völlig ermüdet fielen wir an diesem Abend spat in unser Bett.

… Nur um am nächsten Morgen (3.Tag) sehr früh und völlig übermüdet für eine Yogastunde im traumhaften Meditationsraum des KKID aufzustehen.
Da ‘spiritual life in India’ das Motto des Tages war, besuchten wir am Vormittag das ‘Isha Yoga Centre’. Nach einer langen Fahrt wurden wir mit dem Geruch von Sandelholz und Jasmin empfangen und ein Guide stand bereit, uns in die Lehre des Yoga einzuführen (denn Yoga ist nicht nur eine körperliche Betätigung, sondern auch Lebensstil – und Philosophie).

Während der 2/3 Stunden, die wir dort verbrachten, beeindruckte uns vor allem die Atmosphäre des Glaubens, der Hingabe und des Vertrauens, die dort herrschte.
Anschließend besuchten wir noch ein Krankenhaus, das zu diesem Yoga Centre gehört.
Zusammengequetscht in einem kleinen Zimmer saßen wir und lauschten einem Arzt, der von den typischen Leiden der ländlichen Bevölkerung erzählte. Auch sagte er uns, dass in Coimbatore Malaria und Enzephalitis äußerst selten sind. (Wir beide waren sehr erleichtert. :-)
Obwohl unsere zwei Jungs leise protestierten, gingen wir noch nach Coimbatore, um einen weiteren Salwar zu kaufen. Letztendlich war der offizielle Tag um halb 11 beendet
und wir wollten nur noch eines: Schlafen!!

Tag 4. Ausflug zu den Eingeborenen. In Jeeps…?!?
Unserem Schicksal ergeben hüpften wir auf den Rücksitzen zum Tribal Dorf, in dem ein Kindergarten, eine Grundschule und traumhafte Landschaften auf uns warteten.
Die Bewohner des Dorfes leben sehr abgeschieden, so müssen sie bei Krankheit mehrere Kilometer zum nächsten Krankenhaus !laufen!. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit dem Verkauf von Ziegen, größtenteils ernähren sie sich jedoch selbst.
Auf dem Rückweg machten wir einen Zwischenstop um mehr über die Arbeit von ansässigen NGOs zu erfahren… und dann: die große Überraschung!
Anlässlich Krishnas Geburtstag (einer der vielen indischen Götter) lud uns Malathi zum Festessen bei ihrer Familie ein. Auf einem Bananeblatt wurde eine bunte Auswahl an herrlichsten Speisen serviert. Bald saßen wir alle zufrieden, mit prallen Bäuchen und einem Lächeln auf der Dachterrasse, wobei die Verschnaufpause sehr kurz ausfiel, da wir noch zu den Nachbarn geführt wurden… ein kleiner Einblick in das Leben einer indischen Familie. Wie immer folgte zum Abschluss ein Gruppenfoto und unser hochgeschätztes Bett. ;-)

Den heutigen Tag (5ter) empfanden wir als willkommene Abwechslung, weil entspannt und voller Spiele/Gesang/Gespräche. Außerdem war es sehr spannend, denn wir lernten unsere Mentoren (und damit die Projekte besser) kennen.
Dazu können wir auf jeden Fall sagen: die nächsten sieben Monate warden auf keinen Fall langweilig!!!! :-)

Fürs Erste war es das von unserer Seite. Abschließend können wir sagen, dass wir uns im KKID sehr gut aufgehoben fühlen und die Zeit in dieser Oase im grünen Urwald sehr genießen.
Dank an die Karl Kübel Stiftung und Frau Tietz, Frau Sames, Frau Maier für die Vorbereitung und die Chance das alles erleben zu dürfen. Special thanks to ‘Magic’ Malathi for being such a wonderful mentor to us. We love you. ;-)