Donnerstag, 20. Januar 2011

Von guter Laune, Jeepsafaris und Babyziegen

Nachdem wir im letzten Blogeintrag über allerlei Ernstes und Nervenaufreibendes geschrieben haben, wollen wir nun mal wieder über ein paar ziemlich süße, überraschende und schöne Dinge berichten.
Beginnen wir am dritten Januar – nachdem Silvester für uns absolut unspektakulär verlief (wir feierten nämlich um genau zu sein... überhaupt nicht) und nicht weiter ausgeführt werden braucht – mit Katjas Geburtstag:
Vereinzelt trudelten Glückwünsche schon am 2. Januar ein – In Indien soll es nämlich Glück bringen, wenn man im Voraus gratuliert (Katja wollte sie aber partout nicht annehmen weil es bei uns ja eher Pech bedeutet) und am morgen des 3-ten Januar waren wir gemeinsam mit Sankar und Duraisamy unterwegs und hatten daher schon mitbekommen, dass eine – uns doch seehr spontan auf die Beine gestellt vorkommende – Überraschungsparty geplant wurde... So wurden (in unserem Beisein^^) Kuchen und Girlanden gekauft und alles eilig ins Office geschafft.
Am späten Nachmittag wurde es dann plötzlich noch geheimnisvoller. Sämtliche Kinder waren wie vom Erdboden verschluckt und wir mutmaßten, dass die Vorbereitungen für eben diese Party am Laufen seien, was uns aber niemand bestätigen wollte.
Abends wurde das Geheimnis schliesslich gelüftet und die Geburtstagsparty mit dem Krönen des Geburtstagskindes eröffnet. Selbstverstaendlich durfte Katja dann auch den wunderbar ultrasüßen Kuchen schneiden, sie wurde gefüttert und durfte füttern, es wurde gesungen (sogar auf deutsch!!) und Reden gehalten.
Alle Kinder hatten ein kleines Geschenk, dass sie irgendwo aus ihren Habseligkeiten hervorgekramt hatten – mal war es eine kaputte Brosche, mal ein kleines Foto... aber immer mit einem selbstgemalten Bild, ein paar Wünschen und einem strahlenden Lächeln auf den Lippen... es war herzzerreißend und die Geschenke waren viel schöner, als alles was man hätte sonst bekommen können!

Gegen Ende der Feier verließ der Staff den absolut wundervoll indisch geschmückten Raum und wir konnten nicht umhin ein bisschen Musik zu spielen, wie wir das von zu Hause gewohnt sind. Nach ein paar heimischen Partyliedern (Macarena, Las Ketchup, usw.) kramten wir die tamilische Filmmusik hervor, die wir bereits besaßen.
Und dann ging’s los ;-)
Die Musik wurde aufgedreht und alle Kinder (inklusive uns – an manchen Stellen) fingen an, wie wild zu singen und zu tanzen - den ganzen Abend lang.

Insgesamt war es eine sehr schöne Feier und wirklich mal ein Erlebnis, das neue Lebensjahr so zu beginnen :-)

Dear Seetha and Sankar, dear Selva, dear Staff and dear wonderful girls of Abhaya. My birthday party was a great experience for me and I am really happy I could celebrate it with you. Thank you so much for your effort and for showing me how different and special a birthday celebration can be :-)
I’m glad we can share this memory!
Katja

Die Tage danach waren wiederum vollgestopft mit Arbeit, Casestudy schreiben, Fahrradunterricht geben (jaa.. letztendlich haben wir damit angefangen – und hatten auch direkt blaue Füße und eklige Klettdisteldinger an der Hose und in der Haut, aber Spaß macht es trotzdem sehr :-)), unsere Reise zu planen, eine Broschüre zu übersetzen ,etc etc.
Zusätzlich arbeiteten wir mit den Kindern am Projekt für eine Schule in Deutschland (die ‚Schule an der Gartenstadt’ aber die Kinder nennen sie ‚Hamsbörg school’) – von der wir an Weihnachten diese wunderbaren Handpuppen bekommen hatten – bei dem es darum ging, kreativ Unterschiede zwischen den beiden Ländern zu erarbeiten. Unter einer Fülle an Themen wurde das Thema ‚Tiere’ ausgewählt und so entwickelten wir gemeinsam mit den Mädchen Konzepte und zeichneten alle möglichen indischen Tiere.
Gleichzeitig begannen wir unser letztes großes Projekt mit den Kindern:
Soft Toy making – ein Kuscheltier für jedes Mädchen.
Dabei ging es uns vor allem um zwei Sachen - erstens sollte es leicht zu basteln sein, sodass jedes Kind in der Lage sein würde, es selbst zu machen und zweitens hatten wir eine Idee, bei der eine Geschichte dahinter steht – ein kleines „Ich bin Ich“ (Es geht um ein Tier, das einfach keinem anderen gleicht und erst nachdem es versucht zu sein, wie alle anderen, versteht, dass es das Beste ist, einfach es selbst zu sein – genaueres bei google ;-)) Zunächst durfte jedes Kind Stoffe in verschiedenen Farben auswählen – und dann ging es ans stopfen und nähen bis die Kinder müde wurden und wir beschlossen, das Projekt an einem anderen Tag weiterzuführen.

Der letzte wichtige Punkt dieses Blogeintrages ist das Wochenende vom 8./9.1., das wir bei einem Staff get together im ‚Dschungel’ verbrachten.
NMCT besitzt eine kleine Farm auf einem riesigen Grundstück das ca. anderthalb Stunden Fahrt vom Abhaya entfernt ist - dort werden Ayurvedische Medikamente hergestellt, Chillies und Bananen kultiviert, in einem kleinen Haus etwas abseits befindet sich das ADI office (Tribal – Project) und mal ganz abgesehen davon ist dieser Ort einfach zauberhaft! So waren wir einfach nur begeistert, als wir morgens dort ankamen: Unglaublich grün und voller Palmen erschien uns dieser Platz, ein Fluß am Rande des Grundstücks, überall hing bunte Wäsche zum Trocknen in der Sonne, das kleine Wohnhaus.. es war einfach wunderschön.
- Und dann mussten wir sofort wieder gehen, weil wir noch zwei Case Studies von Kindern aus dem Tribalprojekt sammeln wollten, was sich als recht aufregend gestaltete, da uns erlaubt wurde auf dem Dach eines Jeeps zum Dorf zu fahren. Es war abenteuerlich, holprig, etwas unbequem und man musste sich höllisch vor zu tief hängenden Bäumen in Acht nehmen („AAAst!“). Die Landschaft war exotisch: knubbelige Kakteenbäume wechselten sich ab mit Palmen und Steppe und wir konnten nicht umhin, hinter jedem Baum einen Tiger oder einen Elefanten zu vermuten. Reichlich durchgeschüttelt kamen wir im Dorf an und wurden mit Tribalmusik und Tanz, bei dem wir uns gleich mit einreihten, begrüßt.Anschliessend sassen wir in einem der vielen kleinen Häuschen, um eine weitere Lebensgeschichte eines unserer Kinder zu hören und waren etwas schockiert als wir erfuhren, dass in diesem Dorf alle (!) miteinander verwandt sind und auch nur untereinander heirateten (nachdem wir das wussten, fiel uns die Ähnlichkeit unter den Dorfbewohnern auch auf). Während wir später noch niedliche Ziegenbabies und Hühnerküken betrachteten feierte NMCT mit den Uhreinwohnern Pongal (mehr zu diesem traditionellen Fest in unserem nächsten Blogeintrag) und verteilte Saris an die Frauen und Lungis an die Männer des Dorfes (insgesamt ueber 1000 Saris!). Es war ein schönes Fest, dem wir dann gegen Ende doch noch beiwohnen konnten.
Später ging es dann zurück zur Farm, auf der wir lauthals von unseren Mädchen begrüßt wurden: „Sister, you come bathing???“
Denn das Baden im Fluss war für die Kinder die Hauptattraktion des Wochenendes. Und so half, nachdem wir die Erlaubnis bekommen hatten, alles Ermahnen zur Vorsicht nicht: mit freudigem Geschrei stürtzten sich die Mädchen in voller Kleidung in den Fluss und planschten was das Zeug hielt. Es war eine Freude die ansteckte und so waren auch wir nach wenigen Minuten klatschnass und standen lachend im kalten Flusswasser, spielten, bauten Staudämme und fast alle Mädchen wollten mal ‚schwimmen’ (natürlich von uns am Bauch gesichert ;-)). Als wir schließlich gehen mussten, weil wir noch ein Mädchen zu Hause besuchen wollten, waren sie gar nicht mehr aus dem Wasser zu kriegen..
Nach der ganzen Aufregung des Tages waren wir dann aber abends hundemüde und fielen ‚auf unsere Matten’. Eng aneinander gekuschelt schliefen die Mädchen, wir und ein paar weibliche Staffmitglieder auf dem Boden des Tribal-office ein.
Es war nicht die ruhigste Nacht unseres Lebens (Haare, Hände und Füße im Gesicht und in den Rippen, andauernd musste jemand auf die Toilette und es war abwechselnd zu warm und zu kalt... ABER wir haben es so gewollt ;-))
Zerzaust und gähnend wachten wir am nächsten Morgen auf, die Kinder froren und wir waren noch müder als am Abend. Nach einem leckeren Frühstück, für das wir den Kohl mit der Machete zerhackten – kam auch die Motivation um den anstehenden Wettbewerb zu bestreiten, den Sankar, Seetha Selva und wir für die Mädchen und Tribalkinder planten.
Wir entwickelten Spiele (Querfeldeinrennen, Kokosnussweitwurf, mit saemtlichen Dingen aus der Umgebung Schönes bauen) und eine Schnitzeljagd, die die Kinder rennend hinter sich brachten, sodass sie in 10 Minuten fertig waren.
Der ganze Wettbewerb war unverwechselbar indisch – sehr spontan aber auch lustig und voller schöner Momente. Am Ende gab es für fast jeden einen kleinen Pokal und alle waren glücklich.
Und wir beide waren geschafft und - wider erwarten – ueberhaupt nicht erholt. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung und wir haben es sehr genossen, mal ein ganzes Wochenende abseits vom Abhaya mit den Kindern zusammen zu verbringen.

Again a big thank you to Seetha and Sankar for creating such a great opportunity for us to spent so much time with the staff, the tribals and our lovely girls. It was a nice weekend and though we were really tired when we returned to the Abhaya we enjoyed the time a lot

Kurz darauf folgte unser großartiger Urlaub in Ooty, von dem es aber so viel zu berichten gibt, dass er in diesem Blogeintrag einfach keinen Platz mehr findet... Also werdet ihr sehr bald wieder von uns hören ;-)
Liebe Grüße in das bald wieder verschneite?! Deutschland – hier wird’s langsam wieder richtig warm :-D

1 Kommentar:

  1. Ein berührender und ausführlicher Bericht, der wieder einmal zeigt, dass NMCT euch so viel ermöglicht. Andere Freiwillige können da nur neidisch werden.
    Man erkennt aber auch, dass ihr solche Erlebnisse verdient habt, denn eure Aktivitäten mit den Kindern sind ideenreich, liebevoll und durchdacht.

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