Freitag, 3. September 2010

Wanakkam!

…ist Tamil und bedeutet soviel wie “Hallo”. Also hallo alle zusammen.=)
Seit fünf Tagen sind wir nun schon in Indien und langsam ist es Zeit für einen ersten umfassenden Bericht an euch:
Der Flug nach Mumbai (bekannt durch die Bollywoodfilme) verlief relativ reibungslos, beginnen wir also mit unserer Ankunft am Chhatrapati Shivaji International Airport.
Mit einer Wand.

Eine Wand aus schwüler, heißer Monsoon-Luft und tausenden unbekannten Gerüchen und Geräuschen, die uns nach der klimatisierten Flugzeugluft den Atem raubte.
Leicht benebelt und müde brachten wir die Kontrollen hinter uns, immer belustigt durch das, wie von uns erwartete, chaotische Indien (Kofferstau auf gequälten Gepäckbändern…).
Hinzu kamen Verständigungsprobleme, Orientierungsschwierigkeiten und bleierne Müdigkeit, doch das alles war vergessen, als uns Malathi mit strahlendem Lächeln in Coimbatore begrüßte.
Nach kurzer Verschnaufpause fuhren wir weiter zum KKID (Karl Kübel Institue for Development Education) und fanden uns plötzlich in mitten des halsbrecherischen, gewagten, risikobereiten, chaotischen indischen Verkehrs wieder. Zwischen Lachen und Weinen, aber stets mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen entdeckten wir diese für uns so fremde und neue Welt zum ersten Mal.

Um all die Eindrücke zu verarbeiten, brauchten wir dann erst einmal vieeel Ruhe und dafür war das KKID der perfekte Ort.

Der nächste Tag ( Tag 2 ) begann mit einem gewöhnungsbedrüftigen, scharfen und pikanten Frühstück, das nötige Energie für den kommenden Zusammenstoß mit der indischen Kultur lieferte: Der Fahrt nach Coimbatore mit einem öffentlichen Bus.
(Über öffentliche Busse sollte man folgendes wissen: sie haben keine Türen, es ist sehr voll, Männer sitzen hinten und Frauen vorne)
Wie unangenehm es sein kann, diese Regeln aus welchen Gründen auch immer zu missachten, mussten drei von uns, die zwischen die Männer gesetzt wurden, erfahren: Starrende Blicke von allen Seiten, Männer, die sich einen anderen Platz suchten und plumpe Anmachen.
Auch diejenigen von uns, die richtig saßen, sahen oft Kamera-Handys von Indern auf sich gerichtet. Weiße, welche in einem öffentlichen Bus mitfahren sind eben selten.
Als wir schließlich gut durchgeschüttelt mitten im quirligen, bunten Treiben von Coimbatores Straßen standen, waren wir froh, dass wir diese Begegung mit der indischen Bevölkerung in der Gruppe und nicht alleine machen konnten!!
Völlig orientierungslos, aber immer fasziniert folgten wir Malathi zu einem Bankautomaten (von dem wir unsere ersten Rupies bekamen ) und einem Restaurant, in welchem wieder permanent alle Blicke an uns hafteten ( alles Gewöhnungssache ;).
In der Schule, die wir anschließend besuchten, wurde es allerdings noch heftiger. Die Lehrer und der Direktor schenkten uns all ihre Aufmerksamkeit ( und Zeit – obwohl eine Klasse, die wir besuchten eigentlich eine Klassenarbeit schreiben sollte ). Wir wurden herumgeführt und erhielten erste Einblicke in das indische Schulwesen, das ähnliche Prioritäten im Inhalt setzt, wie unseres ( so sind Computerkurse hier genauso wenig wegzudenken wie Englisch, Mathe oder Physik ) Jedoch ist die Methode und die Gestaltung anders ( Mädchen und Jungs sitzen streng getrennt und alternative Lernmethoden wie Gruppenarbeit oder Diskussionen sind eher nicht verbreitet ).
Auf dem Schulhof entschieden wir uns spontan, mit den Kindern zu spielen, was letztendlich zu einer Autogrammstunde wurde.

Nachdem wir unseren halbstündigen Besuch (der dann doch eher zwei Stunden dauerte) beendet hatten, ging es weiter in ein wahnsinnig buntes Kaufhaus, in dem es von noch bunteren Angestellten nur so wimmelte, die alles dafür taten, uns jeden Wunsch von den Augen abzulesen. So zog jeder von uns mindestens zwei Verkäufer/innen hinter sich her, die jeden anprobierten Salwar mit Begeisterungsrufen begrüßten.
Als wir (fast) alle einen für uns passenden Salwar gefunden hatten, wurden wieder eine Reihe (natürlich sehr bunter ) Fotos gemacht.
Die Krönung des ganzen, anstrengenden Tages war dann die Rückfahrt mit dem öffentlichen Bus. Völlig ermüdet fielen wir an diesem Abend spat in unser Bett.

… Nur um am nächsten Morgen (3.Tag) sehr früh und völlig übermüdet für eine Yogastunde im traumhaften Meditationsraum des KKID aufzustehen.
Da ‘spiritual life in India’ das Motto des Tages war, besuchten wir am Vormittag das ‘Isha Yoga Centre’. Nach einer langen Fahrt wurden wir mit dem Geruch von Sandelholz und Jasmin empfangen und ein Guide stand bereit, uns in die Lehre des Yoga einzuführen (denn Yoga ist nicht nur eine körperliche Betätigung, sondern auch Lebensstil – und Philosophie).

Während der 2/3 Stunden, die wir dort verbrachten, beeindruckte uns vor allem die Atmosphäre des Glaubens, der Hingabe und des Vertrauens, die dort herrschte.
Anschließend besuchten wir noch ein Krankenhaus, das zu diesem Yoga Centre gehört.
Zusammengequetscht in einem kleinen Zimmer saßen wir und lauschten einem Arzt, der von den typischen Leiden der ländlichen Bevölkerung erzählte. Auch sagte er uns, dass in Coimbatore Malaria und Enzephalitis äußerst selten sind. (Wir beide waren sehr erleichtert. :-)
Obwohl unsere zwei Jungs leise protestierten, gingen wir noch nach Coimbatore, um einen weiteren Salwar zu kaufen. Letztendlich war der offizielle Tag um halb 11 beendet
und wir wollten nur noch eines: Schlafen!!

Tag 4. Ausflug zu den Eingeborenen. In Jeeps…?!?
Unserem Schicksal ergeben hüpften wir auf den Rücksitzen zum Tribal Dorf, in dem ein Kindergarten, eine Grundschule und traumhafte Landschaften auf uns warteten.
Die Bewohner des Dorfes leben sehr abgeschieden, so müssen sie bei Krankheit mehrere Kilometer zum nächsten Krankenhaus !laufen!. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit dem Verkauf von Ziegen, größtenteils ernähren sie sich jedoch selbst.
Auf dem Rückweg machten wir einen Zwischenstop um mehr über die Arbeit von ansässigen NGOs zu erfahren… und dann: die große Überraschung!
Anlässlich Krishnas Geburtstag (einer der vielen indischen Götter) lud uns Malathi zum Festessen bei ihrer Familie ein. Auf einem Bananeblatt wurde eine bunte Auswahl an herrlichsten Speisen serviert. Bald saßen wir alle zufrieden, mit prallen Bäuchen und einem Lächeln auf der Dachterrasse, wobei die Verschnaufpause sehr kurz ausfiel, da wir noch zu den Nachbarn geführt wurden… ein kleiner Einblick in das Leben einer indischen Familie. Wie immer folgte zum Abschluss ein Gruppenfoto und unser hochgeschätztes Bett. ;-)

Den heutigen Tag (5ter) empfanden wir als willkommene Abwechslung, weil entspannt und voller Spiele/Gesang/Gespräche. Außerdem war es sehr spannend, denn wir lernten unsere Mentoren (und damit die Projekte besser) kennen.
Dazu können wir auf jeden Fall sagen: die nächsten sieben Monate warden auf keinen Fall langweilig!!!! :-)

Fürs Erste war es das von unserer Seite. Abschließend können wir sagen, dass wir uns im KKID sehr gut aufgehoben fühlen und die Zeit in dieser Oase im grünen Urwald sehr genießen.
Dank an die Karl Kübel Stiftung und Frau Tietz, Frau Sames, Frau Maier für die Vorbereitung und die Chance das alles erleben zu dürfen. Special thanks to ‘Magic’ Malathi for being such a wonderful mentor to us. We love you. ;-)

5 Kommentare:

  1. Coooool! Das hört sich nach einer spannenden, wunderbaren, manchmal nervigen aber immer großartigen Erfahrung an. Danke für die Info, es gibt hier viele die sich dafür interessieren ... Herzlich Papa/Thomas

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  2. Hallo Katja und Charlotte,
    wunderschön seht ihr aus in euren indischen
    Kleidern ! Einen tollen Bericht mit vielen schönen Bilder - weiter so !
    Viel Spaß in Indien wünscht euch
    Heidi

    (Tante von Julia - viele Grüße an Julia + Anjuli)

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  3. Hallo liebe "Honeymooner" in Coimbatore. Durch euren tollen Blog hab ich endlich so ein paar richtige Insiderinfos bekommen, was dem beim Seminar so abgeht! Kann es sein,dass es die Jungs miteuch nicht so einfach hatten; Klamotten, Shoppen und Meditieren! Euer erster Bericht zeugt von Begeisterung und Einfühlungsvermögen. Auch die "Stilblüten" sind köstlich! Mal was in Englisch für die Inder, macht nur weiter so. Super euer mitlaufendes Bilderalbum und schon fast 600 Zugriffe!

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  4. liebe das essensbild.na, wer bin ich wohl, katja?
    gruß und kuss, alice (sophia)

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  5. Vannakam nach Coimbatore!
    Es ist sooo schön Bilder von euch in Indien zu sehen und dann auch noch zu lesen dass ihr eien tollen Start in diesem doch (erstmal) anstrengenden Land habt!
    Und euer Schreibstil macht wirklich Lust auf mehr (und einem Flieger nach Indien ... besonderns auch zumn Thali essen)
    Ich drück euch und freue mich schon sehr auf die nächsten News!

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