Mittwoch, 15. September 2010

Indien von Kopf bis Fuss:

… vor einer Woche sind wir also in unserem neuen Zuhause angekommen und wurden sehr herzlich von unserem Direktor (Shankaranarayanan), seiner Frau (Seetha), dem Personal (Raji, Viji und Lakshmi Amma), dem Hund (Pauli) und den wunderbaren Kindern (tolle Namen, die wir uns aber noch nicht alle merken können) empfangen.
Wir können es noch gar nicht fassen, dass wir die nächsten sieben Monate an diesem Ort verbringen werden (der Ort: Unser hübsches, kleines Zimmer - mit warmer Dusche! - und das Abhaya Students Shelter, wovon wir natürlich extra für euch daheim Bilder gemacht haben – der Veranschaulichung halber)

Nun, genug der Exposition : Am zweiten Tag schon, stürzten wir uns in einen erneuten Crashkurs indischer Kultur und besuchten das Rathinavel Subramania College of Arts & Science, wo unser Direktor Shankaranarayanan (übrigens dürfen wir ihn Shanka nennen – eine absolute Erleichterung) einen Vortrag halten sollte.
Trotzdem waren für uns die Saris, die wir uns zusammen mit Seetha für die Hochzeit am Mittwoch kauften, der Höhepunkt des Tages. (Und sie zu kaufen IST tatsächlich ein Erlebnis: man sitzt und lässt sich von Verkäufern haufenweise ellenlange Saritücher präsentieren und um die Schultern drapieren) Für alle, die nicht genau wissen, was ein Sari ist -> ein seehr langes Tuch, das auf komplizierte Art um den Körper geschlungen, geknotet, gefaltet und befestigt wird. Bauchfrei.
Nach langem hin und her suchten wir dann noch Ersatz für unsere abgelatschten Treter bzw. Badeschlappen, die naicht so gut zu unserem noblen Seiden-Sari passen wollten.
Dazu so viel: Falls ihr jemals in ein indisches Schuhgeschäft gehen solltet, berührt nicht die Schuhe in der Auslage. Zeigt darauf, es wird immer einen Verkäufer geben (oder auch zwei, drei, vier..), der euch das gewünschte Paar aus dem unübersichtlichen Haufen von Schuhkartons sucht und anzieht.
Das Sahnehäubchen des Tages war zu guter Letzt, dass der Taxifahrer auf der Rückfahrt partout auf einen ‘Ausländertarif’ bestand. Glücklicherweise wusste Seetha natürlich den korrekten Preis.
Trotz allem war damit unser Tag noch nicht beendet, denn erst Abends können wir längere Zeit mit den Kindern verbringen, lernen Tamil, lehren Englisch und Deutsch, spielen, singen, bringen die Kinder zum lachen (und sie uns!!)...für uns die schönste Zeit des Tages!

Am Morgen danach standen wir wieder früh auf, um die Kinder zur Schule zu bringen. Wie immer wurde uns auf dem Weg nachgeschaut, gewunken, zugerufen und gelacht, wenn wir reagierten. Selva (unser Mentor) beantwortete die Frage nach der Ursache so: “Sie sehen nie Weiße. Es macht sie glücklich, euch zu sehen.” [Schön, wenn dieses unangenehme Gefühl andauernd angesehen zu werden so eine positive Auswirkung hat.. das macht es auch für uns leichter :-)]
Zurück im Abhaya ging es typisch indisch weiter: Stromausfall für 45min. Störte uns dann aber nicht weiter, so kamen wir wenigstens mal wieder zum lesen :-P
Ausserdem gab es noch Einiges für unsere Policeregistration zu tun (die uns einige Nerven kostete und letztendlich doch geglückt ist - indische Bürokratie…- aber wir dürfen bleiben).
Später fuhren wir noch in einen anderen Teil der Millionenstadt (übrigens lagen wir mit den 1,8 Millionen Einwohnern eeetwas daneben.. es sind eher 5 Millionen)
wo uns Selva einen Supermarkt zeigte, in dem wir zu unserer Freude viele westliche Dinge kaufen können. Er liegt in einer etwas reicheren Gegend, was man vor allem daran merkt, dass die Abwassergräben völlig abgedeckt sind (gut für die Nase ;-)).
Der Heimweg gestaltete sich dann als etwas schwierig: so verpassten wir vier Busse, weil wir uns standhaft weigerten, uns mit einem Arm an die Außentüre der überfüllten Busse zu hängen. Die restliche Zeit des Tages verbrachten wir vor allem mit den Kindern, immer wieder fasziniert von den wundervollen, so verschiedenen Persönlichkeiten.

Am nächsten Tag durften wir warten (die vorhin schon erwähnte Bürokratie..). Warten auf den Police-Officer, bei dem wir einen Termin für die Registration um elf hatten, der aber erst um halb zwei da war. Warten auf den anderen Inspector, der uns mittags sehen wollte, aber doch erst abends kam. Warten auf die Saris von der Näherin. Wieder warten auf den Inspector, usw.
Nachdem wir an diesem Tag insgesamt viereinhalb Stunden nur gewartet hatten, kamen wir zu spät zu unserer ersten indischen Hochzeit. Der Abend war allerdings nur für Fotos mit dem Brautpaar reserviert, die eigentliche Hochzeit würde am nächsten Morgen um 4.30 Uhr (NACHTS) beginnen. (Die Uhrzeit und das Datum wurden astrologisch errechnet und sollten die Vermählung begünstigen - Irgendwie scheint “mitten in der Nacht” allerdings ein Trend zu sein^^). Müde kamen wir morgens zur Halle, in der ein Teil der Hochzeitsgesellschaft die Nacht auf dem Boden schlafend verbracht hatte und sich nun zum Hochzeitsmarsch in Richtung nächstgelegenem Tempel aufmachte. Dort wurden die vielen traditionnellen Hochzeitsrituale von einem Guru vollzogen. Diese waren für uns zwar seltsam und fremd, aber sehr faszinierend. Nach der Vermählung im Tempel, die uns absolut bezaubert hatte, gab es dann noch ein gemeinsames “Frühstück” (das salzige scharfe Essen ist morgens immernoch merkwürdig..). Mit Glückwünschen und noch einem Foto endete unsere erste Hochzeit...
Am Wochenende war es laut. Unser erstes Indisches Festival.. die “Ganesh Function”: An diesen Tagen wurde dem Gott Ganesh (halb Mensch, halb Elefant – übrigens ‘ne schöne Geschichte, wen es interessiert warum.. einfach mal nachlesen) gehuldigt. Es gab unzählige Umzüge, wir besuchten einen Tempel und (laute!!) Musik wurde auch mal um vier Uhr nachts gespielt. (Man stelle sich vor: Charlotte und Katja schlafen friedlich in ihren Betten.. dann MUSIK! Beide schrecken hoch.. erster Gedanke: Hilfe Feueralarm :-P)

Sonntag “flüchteten” wir dann mit unserer Direktorenfamilie ins wunderschöne, aber unglaublich heiß/schwüle Kerala. Hier besuchten wir einen Tempel, den wir nicht betreten durften (keine Ausländer..) und Shankas Schwester, die extra für uns kochte. Highlight war allerdings die 4-5 stündige Autofahrt durch den Indischen Dschungel.
Ein großer Teil dieses Urwaldes wird “Silent Valley” genannt, und tatsächlich konnten wir bei der Durchfahrt nur Insekten und Tierstimmen hören. Wundervoll nach all dem festlichen Lärm. Wir genossen ein Dschungelfrühstück auf einem Blatt, frisches Wasser vom Wasserfall und ein paar Schwünge an Lianen - alles Erlebnisse, die wir wohl nicht so bald vergessen werden. -> Thanks a lot to Shanka and Seetha, Santhia and Shree for this wonderful day, we wont forget that day!
Einen weiteren Anlass für unsere Saris bot dann der 21. Geburtstag von NMCT, der groß und mit vielen Auszeichnungen gefeiert wurde, so bekamen auch wir stellvertretend für alle NMCT-KKS Volunteers eine Auszeichnung.

Nach einer Woche in unserem Zuhause für die nächste Zeit können wir sagen: Es ist anstrengend, der Alltag ist noch nicht eingekehrt (kommt der überhaupt?), wir erleben eine Menge neuer Dinge und wir fühlen uns Pudelwohl!

- Dear NMCT, the first week at Abhaya was really exciting and wonderful. We already feel very comfortable and secure. Happy Birthday for your 21st Annual and we enjoy it very much to spend time with you! Nanri =)

Bis bald und viele liebe Grüße an euch alle,
Charlotte und Katja

3 Kommentare:

  1. Kompliment für euren tollen Blog! So anschaulich, wunderschöne Fotos - ein bisschen meint man, man wäre dabei! Bitte weiter so, hier gibt es viele die sich über eure Berichte freuen!
    Liebe Grüße, Mama/Birgit

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  2. Mamounette says...
    Well done and carry on !
    We, your family and neighbourhood like to read
    Coimbatore's fortnightly news from Katya and Charlotte, look at the picture gallery with photos speaking for themselves. We are pleased
    that you enjoy your stay in India, meeting wonderful people, discorvering a different way of life and sharing your impressions and feelings
    with us, your loyal readers.
    We also would like to thank the other volunteers
    for their blogs. We enjoy reading their reports
    too, with all the informative and funny details.
    Beloved greetings and take care !
    The Schroeters

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  3. Hey Mädels,
    da ist euch wieder ein toller Blog gelungen, der einen glatt nach Indien katapultiert und man fühlt sich mitten im Geschehen!
    Cool, dass ihr schon so früh die Möglichkeit hattet eine Hochzeit mitzuerleben... wird bestimmt nicht die letzte bleiben.
    Ich drück euch ganz feste und schicke viele Grüße und Knutscher nach Coimbatore!!
    Enjoy Incredible India (and Indians :))

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